Italien im August und September 2020 (48 Tage)



 

Tanagro und Bari

 

Wir verlassen gegen Mittag unseren netten und liebgewonnenen Stellplatz in Pompei und fahren Richtung Bari.

 

Unterwegs werden noch einige Kleinigkeiten (Baumarkt) ergänzt und wir schnurren die Autobahn Richtung Bari. Da wir für den von uns nun durchfahrenden Teil Italiens so gut wie nichts in den Reiseführern wiederfinden, machen wir quasi einen Blindflug. Auch mal okay, aber nicht wirklich unser Ding, denn vielleicht fährt man an einzigartigen Dingen und Landschaften einfach vorbei - denn wir wissen ja, dass wir nur sehen, was wir kennen.

 

Neben der Autobahn entdecken wir am späten Nachmittag einen sich schön dahinschlängelnden Fluss und enttarnen diesen als Tanagro. Also fahren wir ab und wollen uns an seinem Ufer ein schönes Plätzchen für den Abend und die Nacht suchen.

 

Finden tun wir dieses leider nicht: Die Straße, welche uns schon ungewohnt leer vorkommt, endet abrupt vor einem Betonklotz – gesperrt! Hm. Jetzt ist guter Rat teuer und hinter uns erscheint ein netter Landwirt mit seinem Schlepper. Kommunikationsfreudig wie wir sind nehmen wir Kontakt auf uns dieser bietet uns an, ihm zu folgen. Das tun wir gerne und folgen ihm durch recht enge Olivenplantagen - bergauf und bergab. Am Ende dieser „Guided Tour“ bedanken wir uns mit einem kalten Bier aus der Kühlbox und suchen weiter einen Stellplatz. Diesen finden wir schließlich auf dem Parkplatz der Grotte di Pertosa.

 

Die anfänglich sehr ruhige und kühle Nacht wird unruhig, da Ronja mit Magenkrämpfen herunterkommt. Glücklicherweise ist es nicht Ernstes und Erbrechen bringt Erleichterung und die schmerzen sind gegangen- wie übrigens auch unsere nächtliche Erholung… .

 

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Bari, da übermorgen unsere Fähre gen Patras geht. Wir durchqueren weite, steppenartige Gegenden- teilweise menschenleer und bemerken, wie es stetig windiger wird. Der Wind wächst zu einem richtigen Orkan heran. In der Mittagspause muss der Gecko (wieder mal extrem) dem Wind trotzen. Es pfeift durch alle Ritzen und und wir wüssten zu gerne, was für eine Windstärke gerade herrscht.

 

Am späten Nachmittag kommen wir in Bari an, kaufen dort (fast) den halben LIDL leer. Es ist immer wieder ein gutes Gefühl, rechtzeitig am Fährhafen einzutreffen. Aus Mangel an Alternativen stellen wir uns mit gefühlt 7.432.239 anderen (dauerhafter) abgestellten Campern auf einen Stellplatz, schlendern noch ein wenig durch Bari und freuen uns auf die morgige Überfahrt.

 

Die Sturmböen, welche uns bereits auf der Fahrt zu schaffen gemacht haben, sind immer noch sehr präsent und die WetterApp verspricht uns, dass es auch die halbe Nacht so bleiben wird.

 

Und, was soll ich sagen: Die App hatte Recht: Der Gecko und die Kinder werden wieder einmal arg durchgerüttelt und von Schlaf kann keine Rede sein; durchgerüttelt werden die Nerven der Eltern selbstverständlich im gleichen Maße… .

 

Wir stehen gerädert auf, machen uns fertig und schiffen ein. Arrevederci Italia! Halt. Stop. Bevor wir Italien jedoch ganz abhaken, lassen wir dieses vielbesuchte und bekannte (Reise-)Land noch einmal Revue passieren: Was haben wir in den letzten 48 Tagen nicht alles erlebt: Das traumhafte Tirol und den schmerzhaften Tod von Aaron, geleitende Polizisten in den Apenniden und tiefe Marmorstollen in Carrara, das leere Rom und die Begegnung mit Papst Franziskus, der schlafende Vesuv und das historische Pompei- um nur einige wenige zu nennen. Und natürlich die ausnahmslos positiven Begegnungen mit wunderbaren und freundlichen Italienern- wie immer: Das Salz in unserer Reisesuppe.

 



Neapel, Vesuv und Pompei


 

Vesuv, Neapel und Pompei

 

Schnaufend kriecht der Gecko den Vesuv hinauf. Irgendwo werden wir schon ein Plätzchen zur Übernachtung finden. Glücklicherweise ist das Wetter bescheiden, da sehr windig und unbeständig. Wenn dann auch noch die geringen Touristenzahlen durch Covid19 hinzukommen, dann haben wir den Vesuv fast für uns alleine. Als wir oben ankommen, ist auch wirklich wenig los. Da die Touren für diesen Tag aber bereits vorüber bzw. im wahrsten Sinn des Wortes „abgelaufen“ sind, suchen wir uns ein wunderschönes Aussichtsplätzchen zum Nächtigen: Mit dem Blick auf das nächtlich prächtig erleuchtete Neapel tief unter uns. Leider mit zwei Manko: Zum Einen haben wir (wieder!) eine äußerst stürmische Nacht, so dass nicht nur der Wind arg am Gecko zerrt und wir ab und an Angst haben, dass die Dachzelte beschädigt werden und zum Anderen weil wir schräg stehen. Doch auch diese Nacht (gähn!) ist irgendwann vorüber und die Sonne blinzelt ein wenig heraus. Die WetterApp verheißt nichts Gutes und prophezeit noch nahezu Dauerregen, gepaart mit einigen Orkanböen und garniert mit Gewittern - na prächtig: genau das richtige in dieser zwar aussichtsreichen, aber daher auch sehr exponierten und windanfälligen Lage!

 

Da wir keinerlei Empfang haben, um die (wer hätte das gedacht) auch nur online erhältlichen Ticktes zur Kraterbesteigung zu erwerben und wir uns einen windgeschützteren Platz suchen sollten, verschieben wir die Besteigung des Kraters und peilen einen Campingplatz nahe Pompeji an - denn die Wäsche und eine stabile(re) Internetanbindung wäre gerade nicht schlecht.

 

Im nur 25km entfernten Pompei kommen wir schnell an; schnell wird uns auch klar, dass wir nicht auf einen der beiden Campingplätze möchten, da diese zwischen Autobahn, Schnellstraße und Eisenbahn eingezwängt sind.

 

Irgendwie scheinen wir gerade nicht zur Ruhe kommen sollen… . Wie dem auch sei: Eine Alternative ist schnell gefunden und wir peilen einen privat betriebenen Stellplatz nahe den Ausgrabungsstellen an - hier werden wir fündig. Die Nacht verläuft auch relativ ruhig – zumindest wenn man mal davon absieht, dass es mehrfach in der Nacht donnert, Orkanböen immer wieder toben und es punktuell unbeschreiblich schüttet; na dann: Gute Nacht!

 

„Der neue Tag macht alles neu“- und so ist es natürlich auch. Wir machen einen Slow-Down-Tag (was wir im Übrigen noch viel zu wenig machen!) und arbeiten für die Schule, erholen uns uns machen Dies & Das- was auch nicht sehr schwer fällt, denn es regnet und regnet… .

 

Am nächsten Morgen verlassen wir nach dem Frühstück den Gecko und fahren mit dem Vorstadtzug hinein ins Gewühl: Neapel will erkundet werden!

 

Wir schlendern durch das Gassengewirr, lassen die unterschiedlichen Geräusche, Gerüche und Menschen auf uns wirken, holen uns Appetit an den vielen Gemüse und Fischständen. A propos Appetit: Unsere Mägen knurren (mal wieder) und wir lassen uns vom Fischhändler einen Tipp für ein gutes Mittagessen geben. Gesagt, getan. Wir steuern das Lokal an und da (außer unseren deutschen Mägen) die Italiener bekanntermaßen später zu Mittag essen, ist dieses noch verschlossen. Macht aber gar nix, denn Moritz Friseurtermin würde mal wieder anstehen und wenige Ladenzeilen weiter ist ein Herrenfriseur - also nichts wie rein. Moritz nimmt beim Maestro Platz und ich habe alle Zeit der Welt, mir diese Schauspiel genauer anzuschauen: Und es ist ein Schauspiel. Denn ich habe in den letzten 45 Jahren… naja nicht ganz: Sagen wir mal 40 Jahren realistisch betrachtet … schon viele Friseure erlebt - aber solch einen wahren Meister seines Faches und Haarkünstler noch nicht: Mit wie viel Liebe, Akkuranz, Genauigkeit und Hingebung dieser Friseur Moritz Haare schneidet und frisiert hat mich sehr beeindruckt. Wenn ich einen Friseursalon hätte, dann würde dieser junge Mann umgehend ein lukratives Angebot von mir erhalten!

 

Die Haare sind also frisiert, dass Essen mundet vorzüglich und wir lassen uns durch Neapel treiben: Halb sehenswürdigkeiten-gesteuert, halb shopping-gesteuert. Muss natürlich auch mal wieder sein (besonders für einige der Kids).

 

Wir steuern die Basilika San Lorenzo Maggiore an. da dort eine der Möglichkeiten sich befindet, um die sehr interessante Unterwelt von Neapel zu besuchen.

 

Die unter Schlammmassen versunkenen römischen Marktgassen, - stände und -gebäude sind natürlich interessant. Uns dämmert aber, dass wir eigentlich etwas ganz anderes besichtigen wollten, denn Artefakte der römischen Vergangenheit hatten wir zu genüge in Rom und werden diese wieder im antiken Pompei haben.

 

Sind wir also an falscher Stelle? Nach genauerer Recherche stellt sich heraus, dass an besagtem Ort der Basilika zwei Unterwelt Touren angeboten werden und wir am falschen Ort das falsche Ticket gelöst hatten - dumm gelaufen!

 

Auf dem Rückweg saugen wir (Korrektur: Vor allem Mona & ich) das neapolitanische Flair in uns auf und wundern uns kein bisschen, dass die Stadt vor einigen Jahren noch ein „heißes Pflaster“ gewesen war und man auch heute noch achtsam mit seinen Dingen sein sollte.

 

Geschafft vom Stadtlaufen statten wir dem Hafen auf unserem Rückweg noch eine Stippvisite ab (träumen dabei schon mal von der kommenden Fährüberfahrt nach Griechenland) und sitzen recht geschafft im Bummelzug nach Pompei. Wie sehr wir uns alle an diesem Tag auf unser Nachtquartier gefreut haben, muss sicherlich an dieser Stelle nicht separat erwähnt werden.

 

Da unser Rendezvous mit dem Vesuv aber noch aussteht und wir auch von Neapel längst nicht genug haben, starten wir zu Fuß ins Zentrum um von dort aus einen öffentlichen Linienbus zum Vesuv zu nehmen. Auf dem Weg zum Vesuv lernen wir Udo kennen, welcher ziemlich hilflos versucht noch „auf den letzten Drücker“ ein Onlineticket zu lösen. Da ich für das Durchdringen dieser Webseiten selber nahezu Stunden verbringen musste, helfe ich ihm schnell und nach wenigen Klicks haben wir einen glücklichen Udo.

 

Auf 1000m angelangt, befinden wir uns im Parco Nazionale del Vesuvio und dort, wo sich das Ticketoffice und ein Infocenter befinden- beide geschlosen. Warum? Wegen Covid19. Natürlich. Doofe Frage… .

 

Unsere Tickets werden entwertet und ein Guide empfängt uns, gibt uns interessante Infos und geleitet und weiter nach oben.

 

Oben angelangt haben wir nicht nur einen gigantischen Ausblick auf das am Golf von Neapel sich weiter ausbreitende Napoli, sondern am Kraterrand öffnen sich tolle Aus- und Einblicke in den Vesuv.

 

Nein, brodelnde Lava (wie vor 3 Jahren auf dem Stromboli) sucht man hier vergebens. Leider, muss man sagen, da die Vulkanologen sicher wissen, dass der nächste Ausbruch des schlafenden Vulkans ein explosiver Ausbruch werden wird, da sich der Druck im Schlot immer weiter erhöht und es nur eine Frage der Zeit ist, wann der Gesteinsbrocken, welcher als Korken fungiert, diesem Druck nicht mehr standhalten kann. Da dies kombiniert mit den 600.000 Einwohner Neapels zu einem unheilvollen Mix geworden ist, gilt der Vesuv als derzeit gefährlichster Vulkan der Welt.

 

Schluck. Solch ein Wissen macht natürlich etwas mit einem. Wir genießen das Entweichen der Schwefeldämpfe, die wenigen Besucher und lassen den Vulkan auf uns wirken. Beeindruckend!

 

Zurück am Bus bitten wir den Busfahrer, uns an einer der Bahnhaltestellen rauszulassen, damit wir den Nachmittag in Neapel verbringen können.

 

Dort angelangt statten wir der angeblich „besten Pizza der Stadt“ (Zitat Reiseführer) einen Besuch ab und wollen uns einen eigenen Eindruck machen. Glücklicherweise stehen auf der Straße vor der Pizzeria nur ca. 40 Menschen vor uns- nach geduldigem Warten fällt unser Urteil mittelmäßig aus und wir möchten das Castel Sant`Elmo ansteuern, von welchem man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt haben soll. Da man auf dem Weg dorthin eine weitere Sehenswürdigkeit benutzen kann, machen wir dies natürlich: Die Standseilbahnen, Funicolare genannt, welche auf den Vomero führt. Wir sind auch hier nicht wirklich begeistert, da man sich wir in einer U-Bahn fühlt und von der Umgebung nichts mitbekommt. Schade!

 

Der Blick oben angelangt ist wirklich sehr lohnenswert. Da sich Jonas bei unserm Chef-Coiffeur von gestern auch noch frisieren möchte, statten wir diesem auf unserem Heimweg zum Bahnhof einen Besuch ab, bevor wir gen Pompei, Gecko und Hannes fahren – denn ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass dieser nach dem Besuch auf dem Vesuv nicht mehr mit nach Neapel gefahren war sondern vielmehr zurück zum Stellplatz.

 

Am nächsten Morgen folgt bereits das nächste Highlight: Das versunkenen Pompei! Da wir ausschlafen wollen, startet unsere Besichtigung „erst“ gegen 11 Uhr- zum Glück, denn sonst hätten wir womöglich Claudio nicht kennenlernen dürfen: Claudio ist ein sehr gut deutschsprechender und studierter Pompeianer, welchen wir spontan engagiert haben, uns durch die verschlungenen Gassen dieser einzigartigen Ausgrabungsstätte zu führen und die ein oder andere Hintergrundgeschichte zu erfahren.

 

Die auf 2 Stunden ausgemachte Tour endet schließlich nach über 3 Stunden und wir ALLE sind begeistert; begeistert von Pompei, begeistert von der Möglichkeit durch (für pompeianische Verhältnisse, da in vor-covid19 Zeiten täglich bis zu 20000 Touristen Pompei besucht hatten und zur Zeit ca. 700 kommen) ein nahezu leeres Pompei zu schlendern und vor allem von Claudio und seiner überaus empfehlenswerten, interessanten und sehr kurzweiligen Führung - grazie mille, Claudio!

 

Abend heißt es dann noch Wäsche waschen und die großen Jungs schultern Rucksäcke voll schmutziger Wäsche und radeln davon. Wir machen Schule und planen einen nächsten Schritt unserer Reise, denn es ist für uns der richtige Zeitpunkt, um Italien zu verlassen und Griechenland anzusteuern. Warum? Nun, da gibt es mehrere Gründe: Das Wetter hat seinen teil ganz klar dazugetan, jedoch gilt die weitere Küste (Amalfiküste) zwar als wunderschön und sehr pittoresk, jedoch auch als sehr schmal. Und schmal sind wir ja nun wirklich nicht.

 

Weiter hätten wir die Möglichkeit, zwei sehr liebe Freunde von uns in Hellas zu treffen und da die Kinder nun auch berechtigter - und nachvollziehbarer Weise das ausgiebige Baden (solange es die Temperaturen noch zulassen) für sich reklamieren, steht die Entscheidung fest und die Fähre wird dank moderner Smartphonetechnik für die nächsten Tage von Bari aus gebucht. Wir freuen uns!

 



Abruzzen


 

Abruzzen

 

Nachdem wir alle dem Trubel der Menschenmassen aus Rom überdrüssig sind, zieht es uns nunmehr in die Natur und in die Einsamkeit: Der „Parco Nazionale d`Abruzzo Lazio e Molise“ mit seinem auf 1600m hoch gelegenen Wanderparkplatz inmitten von Bär- und Wolfsgebiet hat es uns angetan. Nach Angaben der Parkverwaltung leben zwischen 80 und 100 Bären und ebenso viel Wölfe inmitten seiner Grenzen. Wir steuern diesen nun an und durchqueren die Abruzzen auf einer Panoramaautobahn und auf teilweise sehr engen und niedrigen Passsträßchen. A propos niedrig: Leider stehen wir nach 160km Fahrt und nur 2 km vor dem Ziel vor einer (nur) 3m hohen Durchfahrt. Dumm nur, dass wir 3,5m hoch sind. Als Rückwärtsgang rein und mit Warnblinkern zurück bis man ein Wenden wagen kann. Auch dies gelingt nach mehrfachem Rangieren und geduldigen Verkehrsteilnehmern und wir haben das Glück, dass wir diese Stelle umfahren können - puh!

 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit rollen wir auf den besagten Wanderparkplatz und machen den wuchtigen und hubraumstarken Diesel aus - und hören nichts! Einer der wenigen Ort auf unserem Planeten mit absoluter Stille.

 

Diese Stille wird gleich in der ersten Nacht aber mehrfach jäh unterbrochen, da links von uns Braunbär 1 sein Revier hat und Braunbär 2 rechts von uns die Bergplanken zu seinem Revier auserkoren zu haben scheint - überflüssig zu erwähnen also, dass dies beide lautstark markieren und verbal verteidigen. Für uns mittendrin natürlich ein geniales und abenteuerliches Unterfangen, denn so haben wir diese großen Säuger (wenigstens) schon einmal gehört.

 

Am nächsten Morgen genießen wir die wärmende Septemberwoche (… und einige von uns auch die funknetzfreie Gegend) und frühstücken genüsslich an den Picknicktischen des Wanderparkplatzes und (mehr aus Jux) entwickelt sich eine Wette: Hannes wettet, dass der den nahen Bergrücken innerhalb von (nur) 10 min erklimmen könne – und ich schlage ein. Die Wette gilt und auch Moritz ist von seinem sinnlosen Unterfangen überzeugt und somit summiert sich der Wetteinsatz auf stolze 100€.

 

Top, die Wette gilt. Nach guten 7 Minuten hat Hannes tatsächlich den vereinbarten Punkt erklommen und ist (zwar fix und fertig) Wettsieger. Heideblitz, hat der junge Mann einen eisernen Willen!

 

Der Nachmittag gestaltet sich als äußerst schwieriger Homeschoolingabschnitt und ist entsprechend zäh. Alltag eben… .

 

Die nahende Nacht bringt leider so gut wie keine Erholung: Die ganze Nacht tobt ein heftiger Regen und die wiederkehrenden heftigen Windböen tun ihren Teil dazu - genauso wie das um uns herum immer wiederkehrende Gewitter. Aber ein Reisejahr hat ja nun bekanntlich nichts mit einem Urlaubsjahr zu tun. Entsprechend gerädert geht diese Nacht in die Annalen unserer Reisechronik ein.

 

Der nächste Tag beginnt genauso trübe, wie der letzte Tag endete. Wir machen das Beste daraus und genießen auch die Momente, wo einige Lesen, die anderen Musik hören und wiederum ein Teil der (Groß-) Familie etwas Spielen. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es selbstverständlich nicht nur „Eitel-Sonne-Sonnenschein“ gibt, wenn 6 Persönlichkeiten auf engem Raum beisammen sind.

 

In einer Regenpause genießen wir dennoch die Bergwelt und unternehmen eine (kurze) Wanderung und kommen (natürlich vollkommen durchnässt) wohlbehalten beim Gecko an: Der Dauerregen hat wieder eingesetzt… .

 

Die Nacht wird erneut grenzwertig, kräftezehrend und extrem: Wir starten bei 7°C um 20 Uhr. Die Dachzeltmannschaften sind gut vorbereitet mit passenden Schlafsäcken, voller Kleidungsmontur und obligatorischer Wärmflasche (😁). Dann kommen wieder Orkanböen, die uns allen den Schlaf rauben. Gegen Mitternacht, die Temperatur ist mittlerweile auf 1,5°C gesunken, setzt Schneefall ein und ein (Winter-) Gewitter setzt sein. Die Kinder schlafen, für mich ist an Schlaf nicht mehr zu denken: Wir haben Sommerdiesel getankt und ich mache mir ernsthaft Sorgen, ob wir am morgigen Morgen die Abruzzen verlassen können - denn das haben wir bereits vor dem Wintereinbruch entschieden. Natürlich habe ich einen Winterdieselzusatz zur Fließverbesserung von Geckos Lebenselexier dabei- nur eben nicht zugesetzt. Hm. Als gegen 4 Uhr die Kinder aufgrund des nun näher kommenden Gewitters herunterzitiert werden, starten wir die vordere Standheizung- in der Hoffnung, dass diese trotz Sommerdiesel und fehlendem Winterkit ihren Dienst tut und Geckos Wasserkreislauf vorwärmt. Leider Fehlanzeige! Dann bleibt nur ein sehr unsanfter Startversuch mit Winterdiesel. Der Anlasser tut was er kann um den kalten 170PS Motor zum Starten zu animieren. Zögerlich… aber es klappt und der Motor startet. Juhu!

 

Wir lassen ihn warmlaufen, frühstücken (etwas) und bauen die komplett ausgestatteten Dachzelte in vollkommende Dunkelheit bei 1,7°C und recht ordentlichem Schneefall ab. Wie kalt unsere Hände waren, brauch an dieser Stelle sicherlich nicht separat erwähnt werden- oder…?

 

Auf unserer Fahrt aus den Bergen erschrecken wir noch einen halbstarken Hirsch, welcher aufgeregt davonrennt und erleben ein herrliches Bergpanorama. Hier waren wir nicht das letzte Mal- nur eben nicht bei diesem Wetter.

 

Wir steuern Richtung Caserta, da wir uns dort gerne den größten absolutistischen Herrschersitz in Europa anschauen möchten: Das Reggia di Caserta, welches Karl III, der seinen Urgroßvater König Ludwig XIV. Übertreffen wollte, erbauen ließ. Das Wetter wird immer sonniger und wärmer und bei Sonnenschein stehen wir am Tickethäuschen um die Eintrittskarten zu lösen. Dumm nur, dass auch hier (… wie bei ganz vielen Sehenswürdigkeiten in Italien) der stationäre Ticketverkauf geschlossen bleibt und nur Online-Tickets möglich sind – und mit welcher Begründung wieder einmal? Ihr ahnt es bereits: Natürlich Covid19… .

 

Da die Homepage des Onlineticket jedoch kurz vor dem Zusammenbrechen scheint und es trotz mehrfachem Versuch nicht funzt, brechen wir die Aktion ab und fahren weiter zu unserem Tagesziel: Den Vesuv!

 



Rocca di Papa & Palestrina


 

Rocca di Papa

 

Rocca di Papa, ein kleines und mäßig bekanntes Bergdorf in der Nähe vom weltberühmten Frascati und Castel Gandolfo gelegen, ist unser nächstes Ziel: Hier wissen wir von einer Gravitationsanomalie, welche ich (Tobias) bereits im Rahmen einer „Forschungsreise“ mit meinem Vater vor einigen Jahren bereist habe. Dieses Phänomen möchte ich natürlich auch dem Rest der Familie unbedingt zeigen und mit dem Gecko erneut unter Beweis stellen.

 

Gesagt – getan: Die entsprechende Stelle ist schnell gefunden und (nebenbei bemerkt) sehr vielen Italienern bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Straße, welche zuerst leicht abschüssig, dann von einer Senke unterbrochen und anschließend wieder mit ansteigendem Gefälle den berg hinaufführt.

 

Fahrzeuge aller Art und sonstige rollbare Gegenstände werden hier nun den Berg HINAUF gerollt, d.h. ganz konkret bedeutet dies, dass wir den Gecko auf der ansteigenden Straße platzieren, mit Warnblinkern absichern und langsam von der Bremse gehen. Normalerweise würde nun der Truck wie auf 99,9% des Planeten den Berg HINAB (ergo rückwärts runter) rollen. Hier müssen aber andere Schwerkraftverhältnisse wirken, da der LKW hier den Berg VORWÄRTS bergauf rollt.

 

Alle sind hellauf begeistert und es ist für uns unverständlich, warum dieser Platz weder mit einem Schild gekennzeichnet ist, noch ein findiger Geschäftsmann dies zu barer Münze macht und erst recht nicht, warum hier die Wissenschaft nicht Tag & Nacht forscht um dahinter zu kommen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“!

 

Nun ja: Es gibt eben doch so viel mehr, als unsere Schulmedizin sich momentan eingesteht… .

 

Nach diesem kurzen aber überaus ereignisreichen Stopp peilen wir unser Tagesziel an: Palestrina.

 

Wir fahren durch schier unendliche Wälder mit einem großen (an den Straßen ausgestellem und käuflich zu erwerbendem) Pilzreichtum und erreichen am späten Nachmittag schließlich Palestrina, welches wir am nächsten Morgen besichtigen werden.

 

 

 

Palestrina

 

Dieser Ort, welcher (älter als Rom) in der Antike einer der bedeutendsten Kultorte Italiens war, hält für den Besucher ein ganz besonderen Leckerbissen in Form des archäologischen Museums Palazzo Barberini bereit: Dieser Bau ist auf das ehemalige Orakel, welches mit dem (bekannteren) von Delphi auf Augenhöhe war, erbaut worden und gibt durch geschickte Verglasungen immer wieder interessante Einblicke in diese frei.

 

Hauptsehenswürdigkeit des Museums ist aber das unvergleichliche Nilmosaik, welches als das schönste Beispiel antiker Mosaikkunst schlechthin gilt und überaus lebendig und detailreich das Leben am Nil darstellt. W-u-n-d-e-r-s-c-h-ö-n!

 



Rom


 

Rom

 

Nachdem wir uns dem Dunstkreis von Rom langsam angenähert haben, peilen wir unverzüglich den von uns seit Längerem auserkorenen Campingplatz an. Campingplatz ausnahmsweise deswegen, weil wir nicht nur einen sicheren Platz für unser rollendes Zuhause brauchen, während wir die Ewige Stadt besichtigen, sondern auch, weil wir unseren beiden großen Jungs einen „Warmstart“ für die Reise ermöglichen möchten und nicht zuletzt deswegen, weil wir nach dem anstrengenden Stadtlaufen den Kids einen Pool und gewisse andere Annehmlichkeiten bieten möchten- Stichwort WiFi. A propos WiFi: Das wäre natürlich auch für uns Eltern nicht schlecht, denn wir möchten ja schließlich die Homepage weiter bestmöglich pflegen.

 

Summarium peilen wir deswegen einen längeren Stopp von 4 bis 5 Tagen an. Auf dem Campingplatz herrscht gähnende Leere - sicherlich covid19-bedingt. Nach dem Aufbauen der Dachzelte, dem ersten Rundgang und dem Gang in den versprochenen Pool kommen uns aber erste Zweifel, ob die Wahl des Platzes gut war: Der Gesamteindruck des Platzes erweist sich als ziemlich heruntergekommen und vernachlässigt – und das sicherlich nicht erst seit Covid19. Als wir dann noch die Lavanderia (Raum der Waschmaschinen / Trockner) sehen und die Kinder aus dem Pool kommen mit der Info, das ab morgen der Pool geschlossen wird, steht unsere Entscheidung schnell fest: Wir wechseln unverzüglich den Platz (und das, obwohl wir uns extra bemüht hatten, früh anzukommen und ganz entspannt am nächsten Morgen in Rom die restliche Familie zu empfangen…).

 

Nun denn: Es ist, wie es ist und wir rücken wieder ab um nur 8km weiter eine ganz andere Situation vorzufinden: Nämlich einen sehr gepflegten Platz und weiterhin geöffnetem Pool – prima!

 

Mittlerweile sind unsere Jungs in München pünktlich in den Flixbus gestiegen und reisen gen Rom.

 

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem campingplatz-eigenen Busshuttle zur nächsten Bahnhaltestelle und von dort für wenig Geld mit dem ÖPV zur zentralen Busbahnhof. Die Jungs sind bereits etwas früher eingetroffen und wir freuen uns auf das nun beginnende neue Kapitel: We are complete!

 

Wir besuchen noch den ältesten und größten Flohmarkt Roms in dem Stadtteil Porta Portese.

 

Flohmarkt? Hm. Hier scheint der Autor unseres Reiseführers wohl ein etwas anderes Verständnis für den Begriff zu haben: Es handelt sich keineswegs um einen Flohmarkt, sondern um einen Straßenmarkt, fest in kommerziellen Händen der indisch-pakistanischen Händler ist. Wie dem auch sei: Wir schlendern über den Markt, unsere Kids kaufen das ein oder andere Teil und wir beschließen den (kurzen, da die Jungs anstrengende letzte Tage hatten 😉) Ausflugstag in Rom mit einem ganz hervorragenden Mittagessen und lassen den Tag im und beim Gecko ausklingen mit auspacken, erzählen und entspannen.

 

Am nächsten Tag startet unser Besichtigungsprogramm: Um einen guten Überblick über die Stadt und seine Sehenswürdigkeiten zu bekommen, starten wir mit einer Stadtrundfahrt in den beliebten HopOn-HopOff-Bussen.

 

Da wir den beiden Schulklassen einen Videogruß zukommen lassen möchten, wählen wir dazu die Spanische Treppe, welche in den derzeitigen Coronazeiten gähnend leer ist. In der angrenzenden Prachtstraße Via Condotti treffen wieder einmal (wie an vielen Orten in der Welt) die Gegensätze von arm und reich schonungslos aufeinander: Während die sehr gut situierte Geschäftsfrau aus dem Prada-Shop smartphonebenutzend herausschlendert, kämpft wenige Meter in einer Seitenstraße eine Obdachlose um ihr nacktes Überleben…

 

Dies wäre sicherlich eine Möglichkeit um die Spenden, welche wir gesammelt haben, einem sozialen Zweck zukommen zu lassen. Leider können wir aber keine geeignete Organisation ausfindig machen und so bleibt unsere Unterstützung bei einigen Münzen - und ein sehr fahler Nachgeschmack.

 

Wir ziehen weiter und machen natürlich noch einige „Pflicht-Stopps“: So z.B. am Pantheon. Da wir für den Nachmittag eine deutschsprachige Führung in den Katakomben San Callisto gebucht haben, bleibt nicht viel Zeit- macht aber nix: Wir haben ja Zeit und sind ja noch einige Tage in Rom.

 

Die Besichtigung der Katakomben ist außerordentlich interessant und gibt einige tiefere Einblicke in das Sterben (und Leben) der ersten Christen von Rom. Auch hier wird wieder einmal deutlich, wie intensiv, hautnah und unmittelbar das Lernen in der Welt ist – unbezahlbar und so wertvoll. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Privileg haben.

 

In der U-Bahn zurück ins Zentrum zeigt und das Leben seine andere Seite: Wir erfahren, dass soeben in unserem Haus ein Leitungswasserschaden festgestellt wurde! Na, tolle Nummer! Nach unzähligen Nachrichten, Anrufen und den ersten Bildern wird zwar schnell deutlich, dass sich der Schaden in Grenzen hält- und trotzdem ändert er unsere Pläne dahingehend, dass einer von uns nach Hause fliegt um nach dem rechten zu sehen und einige Dinge zu organisieren (von „A“ wie Aufräumen über „V“ wie Versicherung bis „Z“ wie zudrehen aller nicht benötigter Wasseranschlüsse).

 

Doch bevor der Rückflug stattfindet, haben wir noch zwei gemeinsame Tage in Rom; diese sind geprägt vom Vatikan: Wir besichtigen einen Teil der Vatikanischen Museen, welche natürlich weit über die berühmte Sixtinische Kapelle hinausgehen. Uns interessieren vor allem die Ausstellungen der Etrusker, der Römer und der Ägypter, da diese unmittelbar mit unserer Reise in Verbindung stehen: Die Etrusker deswegen, weil wir noch vor wenigen tagen in den Nekropolen der Etrusker gewandelt sind, die Römer natürlich, weil wir durch das Kern- und Ursprungsland dieser Hochkultur reisen und die Ägypter, weil (… sofern Covid19 die Einreise nach Israel uns ermöglichen sollte) dieses die übernächste Hochkultur hoffentlich sein wird, welche wir bereisen dürfen (nach den Griechen selbstverständlich).

 

Das Museum sprengt alle Erwartungen und unsere Aufnahmekapazitäten noch dazu und unter Michelangelos Meisterwerken in der Sixtinischen Kapelle schließt sich ein erster Kreis unserer Reise, da der große Meister seinen Marmor aus den Steinbrüchen von Carrara bezogen hat.

 

Nach diesem Highlight schauen wir uns natürlich auch den Vatikanstaat als solchen an und besichtigen den Petersdom. Auf dem (unglaublich leeren) Petersplatz entdecken wir zufällig, dass morgen eine Generalaudienz mit Papst Franziskus stattfinden wird. Aha…

 

Obwohl Mona und ich den Petersdom von früheren Besuchen kennen, verschlägt es uns immer wieder die Sprache: Ich kenne kein großartigeres Gebäude auf diesem Planeten… Selbst unsere Teenager sind sichtlich beeindruckt (was erfahrungsgemäß ja nicht ganz so leicht ist).

 

Da das Stadtlaufen anstrengt, bewegen wir uns wieder Richtung Heimat (Heimat ist natürlich unser Gecko, logisch, oder?).

 

Abends auf dem Campingplatz angekommen wird Tante Google genutzt uns schnell steht fest, dass ich am morgigen Tage in aller herrgottsfrühe den Weg Richtung Petersdom antreten werde: Ich werde versuchen, an der Audienz teilzunehmen. Gesagt- getan. Erfreulicherweise werde ich von Jonas, Hannes und Moritz begleitet und wir treffen um 7.30Uhr am Petersdom ein. Alleine? Nein, natürlich nicht, aber im Vergleich zu Generalaudienzen in Vorcoronazeiten sehr überschaubar: Ob italienischer Motorradrockerclub, frisch vermählten Hochzeitspärchen in Festmontur oder südamerikanischen Glaubensschwestern: Alle stehen an und wir 4 (zufällige?) Touristen nun eben auch. Wir haben Erfolg und sitzen wenig später 10 Meter entfernt vom Baldachin, unter welchem um 9.30Uhr der Papst Platz nehmen wird.

 

Plötzlich wird es unruhig und alle stürmen dem Gang entgegen, auf welchem Franziskus durch die Menschentrauben wandeln wird. Trotz gut abschirmender Security lässt es sich Franziskus nicht nehmen, ausgiebig mit den Gläubigen in Kontakt zu treten und ein wahrliches Bad in der Menge zu nehmen. Moritz steht ganz vorne an der Bande und es kommt natürlich, wie es kommen musste: Der Papst sieht Moritz und geht schnurstracks auf ihn zu und legt seine Hand auf und nimmt somit Kontakt zu ihm auf- was für ein Erlebnis!

 

Die anschließende Audienz ist eindrucksvoll und wird für alle vier von uns zu einem bleibenden Erlebnis, zumal entsprechend Fotos und Videos von uns natürlich gemacht wurden.

 

Da Mona und die Großen am Campingplatz gut und sicher stehen, fliege ich mit Moritz für wenige Tage zurück gen Allgäu um alles Notwendige in die Wege zu leiten, während Mona und der Rest es ruhiger angehen lässt.

 

Nachdem wir alle wieder wohl & glücklich vereint sind, runden wir unsere Besichtigung der ewigen Stadt ab mit 3 weiteren Highlights: Dem Colosseum, dem Forum Romanum und dem Platin.

 

Gleich nach unserer Ankunft im Zentrum peilen wir den Vatikanischen Filmdienst (oder so ähnlich) an, um die vorbestelle DVD von „unserer“ Papstaudienz abzuholen. Zu unserem Besichtigungstermin um 14.30Uhr gehen wir per pedes und passieren die Engelsburg und schlendern durch wunderschöne uns unbekannte Stadtviertel, da wir die größte Eisdiele Roms mit über 150 verschiedenen Eissorten anpeilen. Da wir trotz dieser Tatsache auch immer unseren gesunden Menschenverstand, sowie die (noch lange anhaltende) Reisekasse im Fokus haben, lehnen wir den Eisgenuss bei einem Kugelpreis von 3€ dankend ab und steuern nunmehr unser Date mit dem Colosseum an.

 

Das eindrucksvolle, ja gigantische Bauwerk und zugleich das berühmteste der gesamten römischen Kaiserzeit wurde nach achtjähriger Bauzeit unter Kaiser Vespasian im Jahre 72 n. Ch. erbaut. Es bot 50.000 Schaulustigen Platz und hatte neben den Tribünen für alle soziale Schichten auch Räume für die Gladiatoren, nämlich Trainings- und Ankleidezimmer, sowie Käfige & Aufzüge für die wilden Tiere.

 

Egal, ob wir diesen prachtvollen Bau bereits kannten oder diesen erstmalig diesem gegenüber stehen: Wir alle sind fasziniert von diesem Bollwerk der römischen Architektur!

 

Gleich gegenüber geben wir uns die volle Klassik-Dröhnung: Selbstverständlich besichtigen wir auch das Forum Romanum und den Palatinhügel: Ohne hier auf langwierige Details einzugehen, möchte ich zwei Bauwerke herausstellen: Die Domus Augustana, den Kaiserpalast und der Gerichtshalle im alten Rom, der Basilika Julia - beide imponieren durch ihre Ausmaße und zeugen auch dadurch von der architektonischen Meisterleistungen zu dieser Zeit.

 

Da die Mägen aller knurren und heute auf eine harte Probe gestellt wurden, werden auch diese besänftigt – wir essen vorzüglich in einer sizilianischen Osteria und können sogar auf dem Weg durch die Dunkelheit zur Metrostation noch stimmungsvolle Nachtbilder schießen - ein gelungener Abschluss und es steht für alle fest: Arrividerci Roma!

 

Am nächsten Vormittag packen wir gemütlich zusammen und verlassen Rom über einer der äußeren Autobahnringe in Richtung Rocca di Papa.

 



Saturnia, Solvena und Bolsena


 

Saturnia

 

 

 

Saturnia, ein seit mindestens römischen Zeiten bereits gerne genutztes Heilbad, in welchem heiße & heilende Schwefelquellen aus dem Boden an die Oberfläche treten, ist ein (kurzer) Zwischenstopp auf unserer Reise.

 

 

 

Warum nicht „ a wengerl“ aalen in wohltuendem Nass? Die Fahrt dorthin führt uns durch abwechslungsreiche toskanische Landschaften und der Autoverkehr wird merklich mehr- wir nähern uns schließlich einem HotSpot.

 

Der natürlichen Quelle wird heute ein wenig auf die Sprünge geholfen, da ein großzügiges Thermalbad „oben drauf“ gebaut wurde. Interessant für uns ist aber nicht dieses (kostenpflichtige) Bad, sondern die Stelle, an dem der aus dem Thermalbad herausfließende heiße Schwefelbach in einen Fluss mündet.

 

Und dann sind wir da: Es geht zu, wie auf der Wiesn in München zu deren besten Zeiten: verstopfte Straßen, zugeparkte Parkplätze und leicht bekleidete italienische (Groß-) Familien beim Ausflug- war ja klar, dass wir wieder einen Sonntag erwischt hatten. Selber Schuld!

 

Da wir ja normalerweise die Menschenmassen meiden, besprechen wir uns und entscheiden, kurze in das Massenbad einzutauchen: Der Haut wird es sicherlich gut tun (… zumindest mal nicht schaden) und um ins pralle italienische Leben hautnah einzutauchen gibt es kaum eine bessere Möglichkeit.

 

Kurze Zeit später liegen wir also in einem der natürlichen, nach faulen Eiern stinkenden und dampfenden Naturpools inmitten dem italienischen Dolce Vita. Länger als 30min hält es uns aber erwartungsgemäß hier nicht und wir ziehen von dannen – natürlich nicht, ohne einige schöne Bilder einzufangen.

 

Unsere Fahrt geht nun weiter zu einem kulturellen Highlight: Zu den etruskischen Nekropolen um Solvana.

 

 

 

Solvana

 

Ein saftiggrünes Tal, tief eingeschnitten in den Tuffstein- auch so stellt sich die Toskana Reisenden dar. Wir erreichen am späten Nachmittag einen Wanderparkplatz und unseren somit auserkorenen Übernachtungsstellplatz.

 

Wir fühlen uns inmitten des tiefen und sehr dichten Grüns an einen anderen Ort versetzt und hören nachts die Käuzchen rufen- ein Traum!

 

Am nächsten Morgen besichtigen wir die in diesem Tal sich befindlichen Nekropolen der Etrusker. Mit nur 5 anderen Besuchern durchstreifen wir die Ausgrabungsstätten und bewundern die z.T. mächtigen Grabmäler. Und wie unzählige Male zuvor bei unseren Reisen versuchen wir uns vorzustellen, wie dieser Ort während seiner Blütezeit bzw. Nutzung wohl ausgesehen haben mag: Wurde dieser Weg zur Totenprozession genutzt? Fand diese am Tag oder in der Nacht statt? Welche Grabbeigaben wurden den Toten mit auf ihren Weg ins Jenseits gegeben?

 

Die Begräbniskulte unserer Vorfahren fasziniert uns und mit den Etruskern werden wir (hoffentlich) einen Reigen an unterschiedlichen Kulten der Kulturen eröffnen: In Rom möchten wir uns gerne die Katakomben anschauen und in Ägypten selbstverständlich das Tal der Könige… ihr seht: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.

 

 

 

Weiter oberhalb des Tales befinden sich weitere Gräber und ein sehr beeindruckendes, über 20m tief in den Tuffstein eingegrabener canyonartiger und sehr enger Weg: Warum ist denn noch kein Regisseur auf die Idee gekommen, dies als Filmkulisse zu nutzen? Oder ist dies bereits passiert? Wie dem auch sei- wir sind sehr beeindruckt.

 

In einer der kleinen Grabhöhlen fliegt dann auch noch eine Fledermaus, was mich als ehemaligen sehr aktiven Fledermausschützer natürlich ganz besonders freut- so kann ein perfekter Tag aussehen.

 

PS: Es hat sich übrigens um eine Mittelmeer-Hufeisennase gehandelt 😉…

 

 

 

Bolsena

 

Langsam aber sicher nähern wir uns immer mehr dem Dunstkreis Roms- möchten aber einem wundertätigen Ort unsere Aufwartung machen: Bolsena.

 

In Bolsena und dem Lage del Bolsena angekommen, trifft uns die Tourismusindustrie mit einer vollen Breitseite: Konnten wir vorher in sattem Grün beim Käuzchenschrei einsam nächtigen, so bleibt uns hier nur der campingplatz-ähnliche Stellplatz in lauter innerstädtischer Umgebung- aber was macht man nicht alles für die Kultur…

 

Am nächsten Tag schauen wir uns früh am Morgen im schönen kleinstädtischen Bolsena um und peilen unser Ziel, den Dom von Bolsena an.

 

Bolsena hat zweimal in der (kirchen-) Geschichte Geschichte geschrieben: Zu erst mit der (heute heiligen) Christina, welche auch Schutzpatronin der Stadt ist.

 

Christina hat um das Jahr 4. Jahrhundert als 11 jähriges Mädchen den Drang verspürt, den (gerade im entstehenden) christlichen Glauben anzunehmen. Alle Versuche ihres Vaters, dies ihr zu verbieten, fruchteten jedoch nicht. Da es ihrem Vater aber derart missfiel, band er ihr einem schweren Stein um den Hals und warf seine Tochter in den See. Christina überlebte diesen Tötungsversuch jedoch. Der Vater lies sie danach mit Pfeilen beschießen, was schließlich zum Tode des Mädchens führte.

 

Die frühen Christen waren derart beeindruckt von dem Willen und der Gläubigkeit des Mädchens, dass Pilger zum Grabe der Christina pilgerten und diese heilig gesprochen wurde. Archäologen haben in der Vergangenheit im Grab die Überreste eines Mädchens gefunden, welches vom Sterbealter her passen würde und die Altersbestimmung auch bestätigt hat- doch mehr als eine Legende…?

 

Doch dessen nicht genug: Ein zweites Mal schreibt Bolsena Geschichte: Im Jahre 1263 begibt sich ein ins Zweifeln an der Eucharistie (Anmerkung: Hiermit ist die Fleisch- und Blutwerdung des Leibes Christi gemeint während der Messe in Form der Hostie und des Weines) gekommener Mönch auf den Weg zum Papst. Bei seinem Zwischenstopp in Bolsena feiert er die Messe und aus der Hostie soll Blut auf das Messtuch und den Marmorboden getropft sein. Der Pater eilt zum Papst, welcher das Wunder anerkennt und im Anschluss einen Dom zu Ehren baut.

 

 

 

Soweit zur Geschichte, Theorie oder Legende- ganz nach Lesart des Betrachters.

 

Wir besichtigen unterhalb der Erdoberfläche des Doms das Grab der Heiligen Christina und haben hier bereits schon Kontakt zu den ersten Christen, da die angeschlossenen Katakomben besichtigt werden können- ein weiteres Mal sehr beeindruckend und wir freuen uns sehr, dass wir dies mit (zumindest noch mit „nur“ zwei) unseren Kindern teilen können.

 

Oberhalb der Erdoberfläche befindet sich im Dom zwar nicht das blutbefleckte Grabtuch, da dieses in einer anderen Stadt aufbewahrt wird, aber die Marmorsteine, auf welche das Blut getropft ist. Wie dem auch sei: Egal, ob bzw. wie viel historisch eindeutig belegt ist oder belegbar wäre und was ggf. aus kirchenpolitischen Gründen hinzugedichtet worden ist- die tiefe Gläubigkeit der Menschen, die prunkvollen Gebäude und die eindrucksvollen Artefakte der christlichen Vergangenheit beeindrucken und bewegen.

 

 

 

Gegen Mittag verlassen wir Bolsena mit einem der Ziele, welches für Millionen Menschen in hunderten von Jahren Ziel ihrer Sehnsüchte war (und ist): Wir peilen heute die Ewige Stadt an: Rom!

 



Pisa, San Vinzenco, Volterra & Sasso Pisano


 

Pisa

 

Da wir früh aufstehen um auf ein möglichst leeres Pisa zu treffen, stehen wir bereits im Morgengrauen auf und gehen zu Fuß zum Piazza del Miracoli, wie der Domplatz korrekterweise heißt und kommen somit ins historische Zentrum, wo wir bereits gegen 8.00Uhr eintreffen.

 

Wir stoßen auf eine wunderbare Leere und genießen dies. Leider ist sowohl das Wetter, als auch dessen Vorhersage recht dürftig: Dicke, graue Wolken bedecken den Himmel und lassen den Dom, das Baptisterium und den Torre recht düster erscheinen. Düster ist auch die Laune unseres Teenagers, da die Qualität der Handyfotos nicht den Erwartungen entsprechen – ja, ja: das Leben ist nun einmal hart… .

 

Wir erwerben noch die Tickets zur Besichtigung des Doms, des Baptisteriums und des Composantos: Vom 1064 (!!) begonnenen Dom sind wir restlos begeistert: Das gesamte Bauwerk repräsentiert den Reichtum, welcher durch die erfolgreichen Seeschlachten gegen die Araber Pisa zugefallen ist, überaus deutlich: Prunkvollste Bronzetüren und einen großen Leuchter inmitten des Doms, an welchem Galileo Galilei nachgesagt wird, dass er dort seine Pendelgesetze studiert habe. Dumm nur, dass das Universalgenie seine Gedanke darüber veröffentlicht hat, bevor der Leuchter aufgehängt wurde. Naja, dem Tourismus in Pisa scheint diese Tatsache nicht geschadet zu haben.

 

Das Paptisterium mit seiner Bauzeit von 205 Jahren ist ganz nett - haut uns aber trotz der Tatsache, dass es sich um die größte Taufkirche der Welt handelt, nicht um - ganz anders das Camposanto: Dieser mittelalterliche Friedhof der Reichsten der Reichen beeindruckt durch seinen Pomp, mächtige römische Sarkophage und seine schönen Fresken, welche allerdings durch weltkriegsbedingte Brandbomben stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

 

Wir verlassen gegen Mittag Pisa mit Richtung San Vincenzo, da dort ein Treffen mit einer befreundeten Familie ansteht.

 

 

 

San Vincenzo

 

In San Vincenzo werden wir vom (für italienische Verhältnisse sicherlich noch coronabedingt sehr verhaltenen) Massentourismus voll erwischt und fühlen uns absolut deplaziert- aber was macht man nicht alles, um seinen Sprösslingen eine Freude zu bereiten?

 

Wie dem auch sei: Ungeachtet dem (vollen) italienischen Strandleben verbringen wir mit unseren Bekannten schöne 1 ½ Tage und entfliehen dann dem Trubel in Richtung Landesinneres, genauer gesagt peilen wir Volterra an.

 

 

 

Volterra

 

Wir kommen Ende des Tages am Stellplatz in Volterra an. Moritz und ich gehen durch das mittelalterliche Stadttor und tauchen (ziemlich unvorbereitet) ein in einen nahezu perfekt erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern, welcher sich durch enge Gassen, italienische Lebensfreude und stimmungsvoller Beleuchtung als so zauberhaft darstellt, dass wir schlichtweg Hin & Weg sind! Nach intensiver Beschäftigung mit der Literatur wissen wir nun auch deutlich mehr über dieses bezaubernde Städtchen:

 

Als eines der ältesten Städtchen Italiens, in welcher selbst in dem erhaltenen historischen Stadtkern 4500 Menschen leben und diese somit lebendig halten, ist es geprägt von engen Tuffsteingassen und geschichtsträchtigen Gebäuden- ein Traum!

Wie es mit Träumen nun einmal so ist, beschließen wir, dass wir unseren Besuch noch etwas verlängern- nach einem ausgiebigen Stadtbummel am nächsten Morgen, einer Homeschoolingeinheit und dem nötigen Müssiggang, besuchen wir die Lavanderia um die Reste der Handwäsche der letzten Zeit restlos zu beseitigen. Zu später Stunde schultere ich noch das Stativ und die Fotoausrüstung und schieße ein paar wundervolle Bilder der beleuchteten Stadt.

 

Am Abend kommt uns ein italienisches Ehepaar gesetzteren Alters entgegen und eröffnet ein Gespräch (leider können wir kein Italienisch und sie kein Englisch- somit bleibt nur die Kommunikation mit Händen und Füßen). Das Paar hat uns bereits in Pietralba gesehen und hier wiedererkannt (… was ja auch nicht allzu schwer ist) und dies zum Anlass genommen, mit uns in Kontakt zu treten. Lustigerweise stellt sich schnell heraus, dass wir und sie morgen das selbe Ziel haben: Die Fumarole von Sasso Pisano. Somit wird es ein weiteres Wiedersehen geben.

 

 

 

Sasso Pisano

 

Da die geothermischen Aktivitäten genauso zu Italien dazugehören, wie Pasta und Pizza, möchten wir diese auch immer wieder erkunden und unseren Kindern hautnah erklären und somit „mitgeben“- daher steuern wir einen Ort an, an dem nicht nur dicht unter der Oberfläche Geothermik zur Energiegewinnung (Anmerkung: immerhin 2% der italienischen Energie wird so aktuell erzeugt) genutzt wird, sondern auch ein Lehrpfad angelegt ist.

 

Die Fahrt dorthin ist recht abwechslungsreich, da immer wieder dampfende Schlote auf das Vorhandensein der heißen Urgewalt im Erdinneren zeugen und schöne Ausblicke gewähren.

Am Zielort angekommen suchen wir einen Stellplatz neben einem Freibad auf (unsere Körper frohlocken schon der in Aussicht gestellten Grundreinigung), schüren unsere Wanderschuhe und starten zur geothermischen Erkundungstour.

An Ort und Stelle angekommen erwarten uns nicht nur blubbernde kleine Schlammlöcher und kochende Quellen- auch der Schwefelgestank ist überdeutlich. Die durch die unterschiedlichsten Mineralien in vielen Farben leuchtenden Gesteine, wie auch die Geräuschkulisse von unter hohem Druck entweichendem Dampf bzw. Gasen tut sein Übriges- stellenweise fühlt man sich zurückversetzt in die Urzeit unseres Planeten. Ein toller Platz!

 

Nach der Heimkehr von unserer 2 stündigen Wanderung freuen wir uns alle über die Ruhe des Stellplatzes.

 

Am nächsten Morgen klopft es an der Tür vom Gecko: Wer steht wohl da? Natürlich „unser“ italienisches Rentnerpaar mit einer Flasche Prosecco und einer Packung Cantuccini- wie nett! Wir unterhalten uns in altgewohnter Form und nutzen ab und an den Übersetzer. Wie schön, dass wir auch auf dieser Reise das „Salz in unserer Suppe“ wieder genießen dürfen: Die netten Reisebekanntschaften!

 

Der Großteil des Tages wird heute im Freibad verbracht- welches übrigens auch mit Hilfe der Geothermie auf badewannenwarme 38°C temperiert wird. Nach einem Gang durch das kleine Dörfchen bleiben wir im Ristorante hängen und genießen das leckere Essen.

 

 

 

Lago dell`Accesa

 

Auf unserm weiteren Weg gen Rom steuern wir einen „ehemaligen Vulkankrater an, welcher sich mit Wasser angefüllt hat und zum Baden geeignet sei“- so zumindest schreibt es einer unserer Reiseführer. Was wir aber erleben, ist der Hammer und katapultiert diesen recht unbekannten italienischen See unmittelbar zu unserem TOP-See überhaupt:

 

Wir finden einen schilfummantelten See mit einigen Stegen vor, welcher kristallklar ist und von einer unterirdischen Quelle gespeist wird. Dazu noch sandähnliche Strände, so dass wir ein Farbenspiel erleben, welches uns stellenweise in die Karibik versetzt. Einziger Wermutstropfen ist, dass wir ein Wochenende erwischt haben- somit der Parkplatz gerammelt voll ist und wir abseits in Ruhe abwarten, bis sich die Masse langsam wieder nach Hause bewegt und wir in Ruhe unter hohen Bäumen unseren Stellplatz auswählen. Überflüssig zu erwähnen, dass wir anschließend natürlich das fantastische Wasser ausgiebig genießen- oder?

 

Wir bleiben 2 Nächte an diesem zauberhaften See und stehen (… wie auch an allen anderen Plätzen zuvor) mehreren „Gecko-Bewunderern“ Rede und Antwort (Verbrauch, Ausstattung, 4x4, Kosten usw.) und haben erneut sehr nette und interessante Gespräche: Sei es mit dem braungebrannten Österreicher und seinem Trike samt dachzelt-betrohntem Anhänger, das italienischen Pärchen, welches 10 Jahre im Camper gelebt und durch Europa gereist ist, oder der Informatiker, welcher seit einem Jahr den Ausbau seines MB 1019 anfangen möchte und vor hat, in diesem gänzlich zu leben.

 



Trento, Apenninen, Grottas del Vento und Carrara


 

 

Bozen / Trento

 

Wir passieren Trento und suchen uns einen ruhigen Übernachtungsplatz und meinen diesen auch recht schnell gefunden zu haben: Das Castell Besenello thront hoch über dem Tal und verspricht einen ruhigen und kühlen Stellplatz für die Nacht- nicht wissend, dass mit diesem Zeitpunkt nicht nur die schlimmste Nacht unseres Lebens beginnt, sondern sich auch der nahende absolute Tiefpunkt unserer Reise ankündigt.

 

Doch der Reihe nach: Der Burgberg ist mühsam hinaufgekrochen und für Fahrzeuge über 8t gesperrt- macht aber nix: Sind ja offiziell unter 7,49t 😉.

 

Der leere Burgparkplatz bietet nicht nur kühle Temperaturen, sondern auch einen sehr schönen Ausblick auf das entfernte Trento.

 

Mit dem Hereinbrechen der Nacht gegen 20 Uhr beginnt Aaron zu hecheln, als ob er von einem mehrere tausend Meter dauernden Sprint bei brütender Hitze gerade zurück gekehrt – obwohl wir früh ins Bett wollten, wird daraus nichts: Aaron hachelt bis früh um 5 Uhr wie verrückt. Hinzu kommt, dass er die ganze Nacht quälend jault und sich gar nicht bzw. nur schwer beruhigend lässt - und wenn nur mit einem „Intensivstreicheln“. Wobei er sich nach einigen Minuten langsam beruhigt und sobald man aufhört ihn zu streicheln, fängt das Ganze schon wieder. Diese, mittlerweile 6. Nacht in Folge unterbrochen bzw. unmöglich zu schlafen, ist für Mona & mich auf mehreren Ebenen zeichnend. Zum einen lässt sich in die Abgründe menschlicher Psyche blicken und wir spüren an und in uns, warum Schlafentzug ein Foltermittel ist. Unausgesprochen, aber bei beiden deutlich vorhanden, sind Momente, in welchen wir Gefühle verspüren, ihn zu erwürgen. Und das meine ich im wahrsten Sinne des (schrecklichen) Wortes: ERWÜRGEN. Wir sind schnitzelplatt und fix & fertig. Körperlich und psychisch.

 

Zum anderen hat es uns gezeigt, dass Aarons Zustand sich trotz diverser und unterschiedlicher Medikamente nicht besser- sondern ganz im Gegenteil immer neue Dimensionen hinzukommen und wir ihm letztendlich nicht helfen können.

 

Durch den Vergleich und das Wissens von Indra und Ihrem Tod können wir mehrere Parallelen ziehen und haben erkannt, dass Aaron im Sterbeprozess sich befindet.

 

Wir entscheiden also unter Tränen, erneut einen Tierarzt aufzusuchen und diesen um das Erlösen von Aaron zu bitten.

Die Fahrt zum Tierarzt wird zur schwersten unserer ganzen Reise. Mehr möchte und kann ich zu diesem traurigsten Abschnitt unserer Reise nicht sagen…

 

Am frühen Nachmittag erreichen wir Modena um von dort aus den „Parco Sassi di Roccamalatina“ zu erreichen. Da das letzte Stück des Weges zu schmal für die Augen zweier italienischer Gesetzeshüter und unseren Gecko ist, werden wir kurzerhand per höchst polizeilicher Eskorte umgeleitet und erreichen somit gesetzestreu und wohlbehalten unseren Stellplatz.

 

Wir entzünden für Aaron eine Totenkerze und versuchen alles ein wenig sacken zu lassen- ein wenig zu verdauen und runterzufahren.                 A propos „runterfahren“: Wir merken, dass wir immer noch in einem Urlaubsmodus sind: Wir sind noch zu unstetig, noch zu umtriebig- noch zu sehr unter Druck, zügig weiter zu kommen… aber wir sind ja schließlich lernfähig und haben noch (fast) alle Zeit der Welt.

 

 

Apenninen (oder Apenninische Alpen)

 

 

Doch zurück zum Parco Sassi di Roccamalatina: Es werden nötige Telefonate gemacht und ich erkunde die kleine Ansammlung von Häusern und die nahe Kirche „Pieve di Trebbio“ und erfahre, dass die Kirche um 1100 gebaut wurde und die italienische Regierung versucht, einen alten Pilger- und Handelsweg zu reaktivieren und touristisch zu nutzen - denn genau auf diesem traditionsreichen Weg liegt das beschauliche Kirchlein, welches aber leider verschlossen ist.

 

Am nächsten Morgen werden die Fahrräder abgeschnallt und es geht los: Moritz und ich unternehmen einen Ausflug ins nahe Rocca Malatina, wo wir uns einen italienischen Friedhof anschauen und die typische Beerdigung in Schubladen. Auf dem Rückweg finden wir einen „Agritouristica biologica“ mit seinem (kleinen, aber leckeren) Angebot an frischen Feigen, Tomaten, Zucchinis und Gurken und entdecken ein Aussichtsrestaurant, welches nicht nur einen fantastischen Fernblick bietet, sondern auch bereist für das Abendessen ausgeguckt wird.

 

Zurück am Stellplatz achten Mona und ich bewusst auf einen Alltag: Eine Schuleinheit wird bearbeitet, Überweisungen getätigt, Behördenanrufe getätigt (… wenn der Herr von Landratsamt Reutlingen gewusst hätte, von wo ich ihn angerufen habe 😎…) und der nötigen Körperhygiene gefrönt. A propos Körperhygiene: Von Monika (ja genau: das war unsere Reisebekanntschaft mit dem roten T3!) haben wir einen klasse Spruch bekommen: „Camping ist der Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet“- lassen wir das mal so stehen… .

 

Frisch geduscht verlassen wir in Richtung Restaurant den Gecko um schließlich am Restaurant zu erfahren, dass dieses just an diesem Tag nur bis 19 Uhr geöffnet hat - und der Zeiger auf unserer Uhr natürlich 18.55 Uhr anzeigt - war wohl nix!

 

Auf dem Rückweg kaufen wir noch am bereits erwähnten Wegesstand Tomaten und Feigen ein und versuchen unser Glück an einem anderen Bed & Breakfast Haus. Wohlgestimmt sehen wir frisch geschürten Holzgrill und einen gedeckten Tisch- schade nur, dass der Tisch diesmal für eine Familienfeier gedeckt ist und externe Gäste somit leider nicht bedient werden.

 

Es hat wohl nicht sollen sein! Also essen wir „daheim“ im wieder erreichten Gecko und machen ein eigenes Feuerchen an; wir möchten noch einen Teil eines Kräuterstraußes verräuchern, welcher uns von einer sehr kräuterkundigen Nachbarin mit Kräutern aus unserem Garten an Maria Himmelfahrt gebunden wurde um uns auf unserer Reise zu begleiten und zu beschützen. Das Räucherritual genießen wir alle sehr, da wir von Aarons Tod und den vergangenen hochemotionalen Tagen sehr gezeichnet sind.

 

Am nächsten Morgen brechen wir auf, um quer durch die Apennidischen Alpen zu fahren (vor unserer Reise habe ich nicht einmal gewusst, dass es diese gibt!). Ursprünglich wollten wir entlang unseres Weges an interessanten Wegepunkten einen Stopp machen und an einem schönen Ort die Nacht verbringen. Kurz nach unserem Start machen wir gleich einen Badestopp am nahegelegenen Fiume Panaro.

 

Erfrischt und gut gelaunt schrauben wir uns weiter in endlosen Kehren das Gebirge hinauf - und wieder hinab. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass wir für diesen Teil Italiens grottenschlecht vorbereitet waren: Ohne passenden Reiseführer und ohne stabiles Handynetz sind wir sicherlich an einigen sehr interessanten Punkten vorbeigefahren - aber eben VORBEIgefahren…

 

So wird aus unserem nicht lange angedachtem Reisetag ein echt langer Fahrtag und wir sind abends recht fertig als wir nach unzähligen wunderschönen (aber eben u-n-z-ä-h-l-i-g-e-n) Gebirgsstraßenkilometern auf dem Parkplatz der Grottas del Vento (Höhlen des Windes) ankommen- in einer gigantischen Gebirgslandschaft, welche dem mexikanischen Hochland uns seinen feuchten Bergnebelwäldern in nichts nachstehen- ein Traum! In großer Abgeschiedenheit verbringen wir also die Nacht, um am nächsten Morgen fit für die Höhlenexkursion zu sein.

 

 

Grottas del Vento

 

Die Grottas del Vento sind ein mehrere Kilometer langes Tropsteinhöhlenlabyrinth, welches in unterschiedlichen Touren von bis zu 3 Stunden (… und damit die längste Tropsteinhöhlentour in Europa) erkundet werden kann.

 

Entsprechend gewappnet stehen wir also früh am Ticketverkauf um zu erfahren, dass durch die Coronasituation nur die kürzesten Touren (1 stündig) angeboten werden. Schade. Wieder einmal erscheint es so, als ob die Covid19-Situation in vielen Bereichen (aus-)genutzt wird, um Dinge zu ändern, abzuflachen, zu bagatellisieren oder einfach nur durchzudrücken… .

 

Wie dem auch sein: Für uns nicht logisch nachvollziehbar buchen wir enttäuscht die kurze Tour und werden trotzdem nicht enttäuscht: Eine wunderschöne Höhle und in unseren Augen ein Highlight einer Toskanareise!

 

Gegen Ende der Tour sind wir dennoch hartnäckig und fragen erneut, ob nicht noch andere Touren buchbar seien. Wir erfahren, dass um 13 Uhr eine Tour möglich wäre, welche die enorme vertikale Tiefe der Höhle thematisiert - ich muss also nicht extra erwähnen, wer an dieser Tour teilgenommen hat – oder?

Die enormen Schächte, welche in Urzeiten durch enorme Wassermassen entstanden sind, waren in der besichtigten Form einzigartig: In anderen Schauhöhlen wird der Fokus der Besichtigung ausschließlich auf die Stalagtiten und Stalagmiten gelegt- nicht so jedoch in dieser Höhle, wo auch diese eindrucksvollen Schächte über abenteuerliche Gehsteige besichtigt werden können- einfach nur sehr sehr sehenswert!

 

Das Wetter ist weiterhin recht trüb und Gewitter sind im Anmarsch. Wir machen einen kleinen Spaziergang in diese herrliche und sehr ursprüngliche Natur- werden aber von aufziehendem Regen viel zu schnell wieder in das trockene Fahrzeug vertrieben. Macht aber nix! Wir machen es uns gemütlich und aufgeschobene Dinge werden nachgeholt…

 

In der Nacht ziehen die prognostizierten Gewitter auf uns sind (den Bergen entsprechend) heftig- so heftig, dass die Kinder vom Dachzelt umziehen und wir alle im sicherheit-gewährenden Gecko schlafen.

 

Am nächsten Morgen hängen tiefe Wolken an den Berghängen und wir starten unseren Weg Richtung Carrara- dort wollen wir uns die Abbaustätten des weltberühmten Marmors von Carrara anschauen.

Die Fahrt dorthin wird sehr abwechslungsreich, kurzweilig und ein bisschen wild: Wir passieren enge Bergsträßchen, welche durch eine schmale Fahrbahn und tief hängende Bäume, aber auch durch wunderschöne Natur gekennzeichnet sind. Vorbei an uralten Maroniwäldern, verwunschenen Mariengrotten und herabhängenden Lianen wird unser eingangs geäußerter Eindruck weiter verstärkt: Wir kommen uns vor, als ob wir durch einen südamerikanischen Bergregenwald fahren: Überall tropft und dampft es, andere Wege oder gar Zivilisation? Höchst selten…

 

Wenn dann der Weg doch mal durch ein kleines Dörfchen führt, dann liegen diese meist auf einem Felssporn- wie Dörfer, die dem (Regen-) Wald emporgehoben und entflohen scheinen.

Wenn man an unsere Fahrzeugabmessungen und kleine Bergdörfer denkt, dann kommt es natürlich, wie es kommen musste: Unser Navi, auch „Paula“ genannt, schickt uns in bzw. durch eine Straße, die eng ist. Und enger wird. Und schließlich zu eng wird: Wir fahren uns also fest. Doch flux kommt aus einem Haus ein hilfsbereiter Italiener und gemeinsam sind wir diesem engen Straßen- und Häuserwirrwarr wieder entkommen. Doch besser im Sinne von leichter wird es auch nicht: Wir passieren ein Baustellenschild- doch warum ist schließlich Sonntag?

 

Wir passieren die anfangs noch gut passierbare Baustelle und landen schließlich auf einer durchgeweichten (… denn wir erinnern uns schließlich an die regenreiche Gewitternacht) Lehmpiste- doch warum haben wir schließlich ein Allradfahrzeug? Untersetzung rein, Allrad rein, Sperre rein und unverzüglich bahnt sich der Gecko seinen Weg- doch das Gesicht der Bauarbeiter am nächsten Tag hätte ich wegen unserer tiefen Spuren nur zu gerne gesehen… .

 

Wir passieren mehrere Tunnel, machen einen kurzen Halt an einem aufgegebenen Marmorbruch und haben schließlich die Passhöhe von 1400m erreicht und vor uns öffnet sich ein grandioses Panorama: Unzählige mächtige Berggipfel, dazwischen immer wieder riesige Marmorsteinbrüche und in der Ferne die Tiefebene von Massa und (… zumindest aus Sicht unserer kleinen Mitreisenden „ENDLICH“) das Mittelmeer!).

 

 

Carrara

 

Nach grandiosen Ausblicken (und Fotos 😉) schrauben wir uns zügig wieder hinunter und erreichen schließlich Carrara und den Ausgangspunkt für die Besichtigungstour in den Marmorabbau. Wir haben uns für das Team von Marmortours entschieden und werden nicht enttäuscht: Nach einer Fahrt in den 600m langen Stollen in den Berg passieren wir mehrere große Hallen, in welche mehrstöckige Mehrfamilienhäuser problemlos hineinpassen würden, bevor wir schließlich in der Mitte des Berges ankommen.

 

Wir lernen viele interessante Dinge über Marmor allgemein, den speziellen Carrara-Marmor, die Geschichte und die Abbaumethoden bis hin zur künstlerischen Verwendung. Da wir auch erfahren haben, dass Michelangelo für seine weltberühmten Kunstwerke in der Sixtinischen Kapelle weißen Marmor aus Carrara genutzt hat, freuen wir uns umso mehr auf ein späteres Wiedersehen mit dem Marmor aus Carrara- nämlich in Rom bei der Besichtigung der Kunstwerke!

 

Auf dem Rückweg komplettieren wir noch unsere Vorräte und dann geht es weiter bis nach Pisa, wo wir abends an einem (sicheren & bewachten) Stellplatz ankommen: Denn morgen möchten wir uns Pisa anschauen...

 



Aufbruch & Südtirol



 

Pietralba

 

Obwohl wir unsere Abfahrt seit mehreren Jahren recht gut vorbereitet haben, überfällt uns die Realität am Abfahrtstag doch mit voller Wucht: Irgendein Paar Schuhe fehlt scheinbar noch, liebgewonnene Freunde kommen spontan zur Verabschiedung vorbei und das Haus sollte ja auch noch in einem akzeptablen Zustand verlassen werden… uff!

 

Mit gemeinsamer Kraftanstrengung gelingt uns auch dies und wir starten am 18. August 2020 zu Fünft (Mona, Ronja, Moritz, ich und unser im Seniorenalter sich befindlicher Irish Setter „Aaron“) das große Abenteuer: Ein Jahr ein intensives Familiensabbatjahr (wobei dieses für unsere beiden Ältesten gute 3 Wochen später erst beginnt, wenn diese erst in Rom zu uns dazustoßen werden) zwar anders als geplant, aber trotzdem: Wir starten inmitten der wirren Coronazeit gen Süden. Bereits in den letzten Tagen und Wochen wird uns der positive Aspekt unseres Unterfangens deutlich: Nicht nur (weitgehend) gelöst von terminlichen Aspekten und inneren Erwartungshaltungen, sondern auch im Außen unplanbar durch immer neue und unberechenbare Grenzöffnungen und vor allem – schließungen, sind wir gezwungen im Hier und Jetzt zu leben- spiritueller kann ein solcher Trip kaum sein…

 

Nachdem wir Leutkirch verlassen haben überqueren wir den Fernpass (… jedoch nicht ohne vorher einen kleinen Umweg um die Waage in Reutte zu machen 😊), welcher ungewohnt leer und fast schon vereinsamt scheint; ob dies an den abgesunkenen Urlauberzahlen liegt oder am geänderten Reiseverhalten? Nachdem wir Österreich bei regnerischem Wetter zügig passiert haben, suchen wir uns kurz nach der Grenze zu Italien einen Stellplatz für die Nacht: Dieser ist auch schnell am Reschenstausee gefunden.

 

Bei strahlendem Sonnenschein begrüßen uns die Hausberge am Reschensee und laden förmlich zu einem Spaziergang oder gar zu einer Bergwanderung ein. Dumm nur, dass wir eben nur nahezu frei von Terminen sind- auch wenn diese zu den sehr angenehmen Terminen gehören: Wir treffen uns nämlich mit einer befreundeten Familie in der Nähe von Bozen, genauer in Pietralba. Also wird es (… zumindest an diesem Tage) nichts mit einer Wanderung in herrlichster Natur und wir starten nach einem ausgiebigen Frühstück unseren hubraumstarken 6 Zylinder und passieren entlang des leuchtenden Reschensee das Vintschgau und erreichen schließlich Bozen.

 

Da ein längeres autarkes Stehen mit dem „Gecko“ schon a wengerl Planung voraus setzt. Machen wir noch einen Einkaufsstopp am Supermarkt und bunkern ausreichend Lebensmittel. Mit voller Kühlbox und prall gefülltem Vorrat verlassen wir Bozen und schrauben uns langsam (teilweise seeehr laaangsaaam, denn unser „hubraumstarker 6 Zylinder“ ist leider für unser Reisegewicht zu untermotorisiert) auf 1400m Höhe und erreichen den berühmtesten Wallfahrtsort Tirols: Pietralba mit seinem Kloster in wunderschöner Lage.

 

Das Kloster entstammt folgender (wahren?) Begebenheit:

 

Der an Geisteskrankheit erkrankter Leonhard war an seinem Bett in Ketten gelegt als ihm Maria erschien. Diese hat ihm aufgegeben, ein Kirchlein an einem von ihr genannten Ort zu errichten. Diese Erscheinung wiederholte sich einige Male. Leonhard konnte sich in einer der darauffolgenden Nächte unerklärlicherweise von seinen Fesseln befreien und lief wirren Geistes zu besagtem Ort, welcher ihm von Maria visionär gezeigt wurde. Dort fiel er in eine tief Schlucht. Hier erschien ihm wiederum Maria und verkündete ihm, dass er unversehrt und wohlgenährt nach neun Tagen gerettet werden wird.

auch dies geschah wie vorhergesagt. Leonhard wurde aufgefunden.

 

In der darauffolgenden Zeit sehen Dorfbewohner immer wieder unerklärliche Lichter an dem Ort, an dem das Kirchlein erbaut werden sollte von Leonhard. Durch den Alltag ist aber Marias Auftrag, an besagtem Ort eine Kirche zu bauen, in Vergessenheit geraten.

Abermals wird Leonhard von der der Geisteskrankheit befallen und wird erneut bettlägrig. Wieder bei Kräften erinnert er sich an den göttlichen Auftrag und beginnt an besagter Stelle mit dem Kirchenfundament. Unvermittelt findet er ein Heiligenbild, welches die trauernde Maria mit dem in ihren Armen getöteten Jesus darstellt und heute „Bild der schmerzhaften Mutter Gottes“ genannt wird.

 

Tief beeindruckt von diesem Wunder wird nicht nur das soeben gefundenen Bildnis auf den Altar der fertiggestellten Kirche gestellt, sondern Leonhard verschreibt sich in den kirchlichen Dienst und läutet den (mittlerweile zahlreich ankommenden) Wallfahrern zur Begrüßung mit der Kirchenglocke- bis er betagten Alters gestorben war.

 

Da zu unserem Aufenthalt in Südtirol natürlich auch mindestens eine schöne Wanderung gehört, wandern wir am nächsten Tag zur Petersalm)?): Begonnen am wunderschönen Klosterplatz mit Blick auf die Kirche aus dem 17. Jahrhundert geht es auf einer aussichtsreichen Wanderung hinab Richtung Talgrund, vorbei an verblühten Knabenkräutern, in voller Blüte stehenden Silberdisteln und Enzianen und den fleischfressenden Fettblättern nähern wir uns dem Branteltalbach, der rauschend von unserer Gruppe, bestehend aus 4 Erwachsenen, 5 Kindern und einem Seniorenhund, passiert wird um wenig später bei einem zünftigen Mittagessen uns zu stärken.

 

Auf identischem Rückweg nutzen wir den eiskalten Gebirgsbach um uns abzukühlen (je nach Gusto von den Füßen bis zur Ganzkörpererfrischung).

 

Wieder Zuhause angekommen (nur das es hier zu keiner Verwirrung führt: Wir reden hier natürlich stets von unserem rollenden Zuhause) statten wir dem Kloster und der Kirche einen Besuch ab: Wir möchten uns hierbei unseren Segen abholen (… den wir noch persönlich bekommen- aber von einer ganz anderen Person als erwartet, doch dazu später mehr) und um eine sichere und behütete Reise bitten.

 

Besonders eindrucksvoll bei unserem Besuch war die Galerie der Dankesbriefe und -bekundungen: Hunderte Zeugnisse von (tief?) gläubigen Menschen, welche in Marias Hilfe bzw. ihrem Schutz und Beistand die Ursache für einen glimpflich verlaufenden Unfall, die Heilung nach schwerer Krankheit oder einem anderen glücklichen Umstand sehen. Diese geballte Ansammlung von schweren Schicksalen, „wunder“-vollen Heilungen und dem Spirit tiefer katholischer Gläubigkeit berührt mich zutiefst, macht demütig, still und ich beginne an zu weinen…

 

Im warmen Sonnenuntergang unterhalten wir uns noch länger mit Moni aus Weinheim im schönen Oberbayern mit ihrem geliebten T3: Moni ist eine Frau mit 70 Jahren, die uns alle fasziniert und wir sofort als „Leihoma“ bzw. „Leihmama“ sehr liebgewonnen haben. Durch solche Momente spüren wir körperlich, wie relativ Zeit wirklich ist (da wir Moni seit nicht einmal 24 Stunden erst kennen) und wieder ein weiteres Mal, wie nah einem (vormals) unbekannte Seelenverwandte sein können.

 

Doch nun noch zu Moni: Moni ist eine Camperin seit 45 Jahren und bereist seit dieser Zeit mit VW Bullis ( T1 bis T3) die Welt, genauer gesagt Europa.

Als sie vor einigen Jahren vor der Entscheidung stand, wie es reisetechnisch nach dem Tod ihres Mannes weitergehen sollte, war die Entscheidung schnell gefallen: Natürlich weiterreisen mit ihrem geliebten (… und in einem traumhaften Zustand sich befindlichen) VW T3 „Joker“!

Wenn man sie heute fragt, was gewesen wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte? „Na, dann wäre ich in der Irrenanstalt gelandet!“ gibt die rüstige Rentnerin unverblümt zum Besten.

 

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege: Während Monika Richtung Tramin fährt, müssen wir einen eher unangenehmen Termin wahrnehmen: Aaron muss dringend zum Tierarzt: Er hat in den letzten beiden Nächten unsere Nächte „zum Tag gemacht“, da ihn starker Husten bis hin zum Erbrechen plagt.

In Bozen angekommen finden wir die Tierklinik recht problemlos und bekommen unseren Termin inkl. deutschsprachiger übersetzender Arzthelferin.

Nach langer Diagnostik, Blutabnahme und Ultraschalluntersuchung steht zumindest schon mal fest, dass es nichts mit den inneren Organen zu tun hat.

Aktuelle Diagnose ist eine Kehlkopfentzündung, welche wir mit den verschriebenen Medikamenten behandelt haben.

 



Überraschungs-Verabschiedungs-Party

Was für eine Überrachung! Unsere ganze Nachbarschaft von jung bis älter kam nacheinander "aus allen Ecken" hervor und hat uns einen tollen Abschied beschert: Von leckerem Essen und intensiven Gesprächen über Glück- und Segenswünsche bis hin zu einem reinigenden Räucherritual mit Gänsehautgarantie war alles dabei- einfach w-u-n-d-e-r-s-c-h-ö-n und echt sehr berührend.

Es ist ein schönes und wärmendes Gefühl von einer immens großen Welle von Sympathien, Wünschen und guten Gedanken getragen zu werden- wir tragen euch alle mit in unseren Herzen ❤- VIELEN DANK!