Türkei im Juni/Juli 2021 (22 Tage)



Merhaba Turkiye!

 

Wir nähern uns der Grenzregion und was finden wir vor? Gähnende Leere, eine menschen- und autoleere Autobahn. Normalerweise sind unsere Grenzerfahrungen gänzlich anders: Lange Staus schon lange vor der Grenze (insbesondere LKWs), genervte Autofahrer, umherwuselnde Familienmitglieder und oftmals chaotische Grenzabfertigung.

 

Hier ist alles anders: Der griechische Grenzbeamte winkt uns freundlich zu sich her, wirft einen flüchtigen Blick auf die Pässe und das war es gut nur, dass er nicht weiß, dass unser Truck hätte allerspätestens am 4. April nach 180 tägigem Aufenthalt das Land verlassen müssen- Bingo!

 

Dann kommt der Evros, der Grenzfluss. Hier stehen sich schwerbewaffnete Griechen und nicht minder ausgestattete Türken betont feindlich gegenüber.

 

Und dann kommt der Grenzübergang der Türkei, welcher alle bisher gesehenen Grenzgebäude mit Ansage in den Schatten stellt: Ein überaus prunkvolles und großes, aber vor allem machtvolle Größe ausstrahlendes, nagelneues Gebäude empfängt uns. Fast. Kurz vorher müssen noch die ungemein wichtigen negativen Covidtests durchgesehen werden, für 3€ Masken erworben werden und das Fahrzeug desinfiziert werden (glücklicherweise nur von außen 😂).

 

Der nächste Schritt ist die Passkontrolle, wobei hier von jedem Einreisenden ein Foto gemacht wird (vermutlich zur Gesichtserkennung (hoffentlich nur zum Abgleich mit dem Ausweis)) und fertig. Das nächste Gebäude ist dann die Fahrzeugregistrierung. Dies ist nun auch für uns neu: Die Fahrzeugdaten werden elektronisch gespeichert und nicht mehr in den Reisepass des Fahrzeuginhabers eingetragen. Die Versicherungsbestätigung wird kontrolliert. Nebenbei fragt der Zollbeamte noch nach Deutscher Schokoloade – ob im Scherz oder nicht, oder ob er sein weniges Deutsch zum Besten geben will, sei hier mal dahingestellt. Natürlich haben wir im Fundus des Geckos auch noch eine solche (dem LIDL in Hellas sei Dank) und überrascht nimmt der Zöllner diese auch dankend an.

 

Vielleicht fällt ja deswegen die anschließende Durchsicht des Fahrzeuges sehr schnell aus und er wünscht uns nach 20 Sekunden eine gute Fahrt.

 

Soll es dann wirklich schon gewesen sein? Egal. Wir starten den Gecko und kurven durch das große Grenzareal. An der letzten Schranke sitzt ein fußballschauender Beamte (schließlich ist ja EM. Das Volk will ja schließlich in dieser unfassbaren Zeit bei Laune gehalten werden, „Brot & Spiele“ eben…), welcher gerne nochmal alle Papiere sehen möchte. Aber natürlich… Leider ist sein Englisch so grottenschlecht und der Gecko so laut, dass Mona als Fahrerin einfach nicht alles versteht und auch nicht wirklich verstehen will. Schwups, schon geht die Schranke auf und wir werden in das Land Erdogans entlassen.

 

Da sich der Tag dem Ende bereits langsam neigt, suchen wir zügig einen ruhigen Stellplatz am Meer – nicht aber, ohne uns vorher über die Dieselpreise „wie bolle“ zu freuen: 720TL für einen Liter des Reiseelexiers (umgerechnet 0,72€) - da macht Reisen Spaß und Mona und ich denken zeitgleich an ein Zitat aus einem von uns Beiden sehr gemochten (Reise-)Buches: „Warum fahren wir eigentlich bei dem Spritpreis nicht die ganze Zeit durch die Gegend?“

 

Zügig durchqueren wir Edirne und steuern dann Richtung Kesan. Der Unterschied zu Griechenland ist sehr deutlich: Die Straßen sind in einem vorbildlichen Zustand und die Türken fahren überaus diszipliniert. Rote Amplen werden auch wieder als Stoppgebot angesehen (und nicht als -angebot) und die Häuser sind modern, solide und wir können uns dem Eindruck nicht entziehen, dass wir mehrere Erwartungen noch anpassen werden...

 

Am Stellplatz angekommen, gesellt sich auch ein streng muslimischer Hundebewacher zu unserem Gecko, welchen er aus unerfindlichen Gründen auserkoren hat, zu bewachen. Das heißt sobald sich ein irgendwo im nahen Dorf ein Hund auch nur zu bewegen scheint, bellt unser Hundebewacher (wer im Fahrzeug mit einstimmt, muss ja wohl nicht erwähnt werden…). Und als im Morgengrauen der Muezzin der nahen Moschee zum Morgengebet ruft, stimmt eben dieser Hundewachmann mit Klagegeheul mit ein. Jetzt, wo ich dies schreibe, echt witzig. In der Nacht nicht wirklich.

 

Da der Platz nur mittelmäßig ist (ach ja: Zum tieferen Verständnis der letzten Tage sollte noch erwähnt werden, dass (da die Türkei ja nicht mehr geplant war), wir alle Reiseführer, Stellplatzführer und Karten bereits aus dem Gecko ausgelagert haben, spricht NICHT DABEI SIND), fahren wir weiter Richtung der historisch überaus bedeutsamen Gallipoli-Halbinsel: Neben kurz vor der Hauptblüte stehenden Sonnenblumenfeldern unter tiefblauem Himmel ist dieser ort durchzogen von -zig Soldatenfriedhöfen – fand hier doch eine der verheerendsten Schlachten im Ersten Weltkrieg mit 200.000 gefallenen Soldaten statt, bekannt als „Schlacht an den Dardanellen“.

 

Wir durchqueren die Halbinsel und erreichen Gelibolou mit seinen gut 30.000 Einwohnern. Dort verspeisen wir den ersten Döner (was haben die Kids darauf gewartet!) und stürzen uns ins Gewusel der Altstadt, um eine türkische SIM-Karte von Turkcell zu bekommen.Das wir dafür kilometerweit gehen mussten, haben und konnten uns die überaus freundlichen und von uns gefragten Türken nicht sagen…

 

Nach getanem Werk stellen wir uns ins Naherholungsgebiet von Gelibolou ans Wasser. Erholung sieht für ganz viele Türken wie folgt aus: Sie kommen mit dem Auto ans Wasser, hören laut Musik und sitzen mit geöffneten Türen im Auto (vor allem Jungspunte). Oder sie kommen mit der ganzen Familie mit dem Auto angefahren, suchen sich eine Stelle unter Pinien (natürlich mit dem ganzen Plastikmüll der vorher dort gewesenen Erholungssuchenden) und bauen ihre Stühle, die Decke und natürlich den obligatorischen Grill aus, auf welchem entweder herzhaftes und in großen Mengen gerne gegessenes Fleisch gegrillt wird, oder der (ebenfalls obligatorische) türkische Tee zubereitet wird.

 

Ein Großteil des Plastikmülls verbleibt an Ort und Stelle, wenn kurz vor der Abfahrt (oftmals spät am Abend) sich der ganze Prozess wieder rückwärts-laufend abspielt. Daher ist der Plastikmüll in der Türkei ein riesiges Problem, welches in den nächsten Jahren als gefährlicher Boomerang auf die Türkei zurückgeworfen werden wird.

 

Dort, wo Menschen sind und essen, findet sich noch ein weiteres Problem dieser Länder: Straßenhunde. Auch in diesem Wäldchen lebt eine Gruppe von Hunden, welche aber von Ehrenamtlichen versorgt zu werden scheinen, da provisorische Hundehütten und Näpfe zu finden sind.

 

Am Abend gehen wir noch in den nahen Ort um einige kleinere Einkäufe zu machen und den Kindern erste Berührungspunkte mit der orientalischen Kultur zu ermöglichen.

 

Die Türken sind überaus freundlich, sehr hilfsbereit und die Gastfreundschaft sucht ihresgleichen. Überall erntet man strahlende Gesichter, wenn man als Tourist das Grundvokabular beherrscht und Interesse an den Menschen dieses Landes zeigt.

 

Touristisch ist bisher gähnende Leere: Keinen einzigen Camper bekommt man zu Gesicht. Auch dies geschuldet durch die inakzeptable Coronapolitik der Regierungen.

 

Wie dem auch sei: Am nächsten Tag brechen wir voller Vorfreude auf: Wollen wir doch heute unseren Heimatkontinenten verlassen und nach Asien übersetzen. Dies würde theoretisch auch von mehreren Häfen gehen – wir suchen uns aber eines der Nadelöhre des Marmarameeres aus. An dieser Stelle sei nun mal erwähnt, dass an dieser Stelle eine gigantische Baustelle sich befindet: Hier wird bald die längste Hängebrücke der Welt die Meerenge überspannen: Welche eine gigantische Baustelle. A propos Baustelle: Man hat den Eindruck, dass dieses Land momentan einen ungeheuren Bauboom erlebt: Überall sind bereits oder werden gigantische 6 spurigen perfekte (auch für mich als nicht leidenden Bauingenieur 😉) Autobahnen gebaut, riesige hochmoderne Industriehäfen aus dem Boden gestampft und Innenstädte gebaut, welche uns die Spucke weg lassen lässt; eine weitere Annahme, welche wir dachten über die Türkei zu haben, ist somit falsch.

 

Wir setzen mit der Fähre ins nur 1244m entfernte Canakkale über (natürlich nicht ohne den Kontinentenwechsel mit einem frisch gepressten Orangensaft, welcher dir direkt am Autofenster angeboten wird, gebührend zu feiern!

 

Wir quälen uns durch den dichten Verkehr Canakkales (hat diese Provinzmetropole doch über 115.000 Einwohner), füllen unsere Lebensmittelvorräte auf (auch hier zu sehr günstigen Preisen) und peilen einen der „must have seen“ der Westtürkei an: Das schillernd-klingende Troja.

 

Quasi nebenbei klärt sich für uns auch die weitere Reiseroute, da wir das Abenteuer Schwarzmeerfähre gebucht haben: Am 14.Juli werden wir die Türkei aus in Richtung Ukraine verlassen. Wir freuen uns darauf. Ronja bucht ihren Flug von Kiew in die Heimat auch gleich hinterher, so dass die Vorfreude groß ist.

 

Bis es soweit ist, möchten wir dieses gastfreundliche und schöne Land weiter intensiv bereisen. Dafür laden wir uns unser erstes (und definitiv LETZTES) ebook mangels bereits erwähnter Alternativen herunter und sind jetzt wenigstens im Besitz unseres bekannten Türkeireiseführers.

 

Die Stellplatzsuche entpuppt sich als deutlich schwieriger als in Griechenland, da die schönen und sauberen Strände bislang meist touristisch genutzt werden und an den anderen die landwirtschaftliche und industrielle Nutzung ihre Spuren hinterlässt.

 

Wir haben uns auf Troja natürlich vorbereitet und sind aufgrund der spärlichen Überreste daher nicht zu sehr enttäuscht, lebt diese bekanntest Ausgrabungsstelle der ganzen Türkei doch von ihrem Mythos und nicht wegen der spektakulären Funde.

 

Weltberühmt und unsterblich geworden durch Homers Epos „Elias“ hat sich der uns durch unsere Reisen wohlbekannte deutsche Heinrich Schliemann berufen gefühlt, auf Homers Grundlage nach der Stadt zu suchen – und was soll man sagen: Er hat eine sehr interessante Stadt ausgegraben, welche das mythische Troja sein KÖNNTE, so wie Archäologen meinen.

 

Uns ist dies egal: Wir posieren vor dem Trojanischen Pferd (natürlich!) und durchstreifen die Ruinen und das Ausgrabungsgelände nahezu alleine! Dort, wo üblicherweise Busse Menschenmassen aus Hotels und Kreuzfahrtschiffen im Minutentakt ausspucken, herrscht gähnende Leere. Ach ja, wir haben ja fast vergessen: der türkische Präsident ist böse und die Türkei daher sehr gefährlich. Wenn dann auch noch die hohen Inzidenzzahlen durch das schreckliche Virus hinzukommt, ist der touristische Super-GAU perfekt. Uns tut es unsagbar leid für die einheimische Bevölkerung, die doch so sehr sich über ausländische Gäste freut und auf den Tourismus so sehr angewiesen ist.

 

Die gesamte touristische Infrastruktur, vom Souvenirshop bis zum Restaurant, hängen somit in der Luft.

 

Wir halten dagegen und essen in einem typisch türkischen Restaurant. Wie ich auf „typisch türkisch“ komme? Na, weil weder es eine Speisekarte gibt, noch der Ober irgendeiner Fremdsprache mächtig ist.

 

Gekrönt wird dieser tolle Tag mit unserem ersten Traumstellplatz: Glasklares Wasser, tolles Schnorchelrevier, einsamer Stellplatz und ruhige Nächte - ein Traum eben, oder anders gesagt: „Früher mussten wir auch ins Hotel…“ 😎

 

Da wir uns grundsätzlich bei unseren Reise bemühen, mit vollen Vorräten an den Stellplätzen anzukommen, können wir bei solchen Traumpunkten auch gleich mehrere Tage bleiben - was wir auch hier tun. Die nächsten Tage wird der harpunierte Oktopus verschnabuliert, Schule gemacht (… kein Sorge: Wir machen auch Schule, wenn ich es hier nicht explizit schreibe), ins nächste Dörfchen geschlendert, geschnorchelt und entspannt. Die Tagestemperaturen sind schon früh am Morgen über 30°C und es soll eine Hitzewelle kommen. Schauen wir mal…

Da es uns weiter gen Süden zieht, haben wir die Halbinsel Alibey als unser Ziel ausgewählt. Praktischerweise kommen wir an einem großen, überdachten Wochenmarkt vorbei: Na dann, nichts wie hinein in das Getümmel! Die Marktstände biegen sich mit allerlei Leckerem und natürlich ausnahmslos mit Produkten, welche die sehr fruchtbaren Felder der Umgebung hergeben. Die Gerüche der Gewürzhändler vermischen sich mit dem der fangfrischen Fische, der türkische Honig mit dem Geruch der frischen Erdbeeren. Ein Traum für jeden Genießer!

 

Auch unsere Souvenirkiste im Gecko wird nach dem Marktbesuch gut gefüllt sein und als weiteres Schutz- und Glücksmedallion ziert eines der berühmten „blauen Augen“ unser Fahrzeug. Es soll Glück verheißen und vor allem vor dem bösen Blick schützen.

 

Auf Alibey, welche für die früheren Bewohner, die Griechen, die „Insel des Duftes“ hieß, angekommen, riechen wir bei der Ankunft nichts, außer vielleicht noch die Staubfahne, welche eine 8km lange Offroad-Buckelpiste zwangsläufig verursacht hat, als wir uns diesem schönen und ruhigen Fleckchen Erde genähert haben.

 

Auch hier ist die Hitze groß: Wir haben Temperaturen von rund 38 Grad, was für uns nicht unbedingt ungewöhnlich ist, aber wenn keinerlei Lüftchen weht, so ist dies schon einfach recht anstrengend – vor allem nachts.

 

Hier lernen wir Mahmut und seine Freundin Ceren kennen. Mahmut ist fasziniert vom Gecko und seine Freundin übersetzt alle seine Fragen, welche ich natürlich gerne beantworte.

 

Fotos werden werden gemacht, die Handynummern ausgetauscht und mit dem ehrlichen Angebot, uns bei Hilfe nur an sie zu wenden, winkend verabschiedet. Typisch türkisch!

 

Das wir diese Hilfe auch benötigen (und gleich am nächsten Morgen), wussten wir bis dahin noch nicht: Am nächsten morgen nämlich wollen wir unsere Fähre quer durch das Marmarameer buchen, um unseren Istanbulaufenthalt zu planen. Diese ist zwar schnell buchbar dank Übersetzer – aber wir brauchen einen personalifizierten QR-Code (sogenannter SEG-Code) für das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Diesen als Ausländer zu bekommen ist im Netz zwar sehr gut erklärt, aber funzt bei mir nicht wirklich.

 

Daher nutzen wir das freundliche Angebot und kontaktiere sie. Keine 10 Minuten später haben wir alle unsere vier QR-Codes. Die Türkei ist klasse! Leider funzt das Buchen zwar nicht, aber das wird auch noch gelöst.

 

In diesem Zusammenhang frage ich auch nach, ob die Beiden nicht eine Kontaktadresse wüssten, welche interessant für eines unserer sozialen Projekte wäre. Beide finden unser und das Engagement unserer Spender toll und versuchen alle Hebel in Gang zu setzen. Eine nahe Adresse eines Kinderheimes wäre super; dieses ist aber vor Kurzem geschlossen (??) worden. Da sich auch die SOS- Kinderdörfler aus der Türkei 2011 verabschiedet haben, scheint es sich aus für uns unerfindlichen Gründen als schwierig herauszustellen, hier Projekte zu finden. Ebenfalls im ökologischen Bereich: Ist doch gleich in der Nähe das Schutzgebiet von der vom Aussterben gefährdeten Mittelmeerrobbe, welche von einer türkischen Naturschutzorganisation betreut wird. Klasse Sache, denken wir. Schade nur, dass auf unsere Anfrage sich niemand meldet. Schade! Wir hätten dem Land gerne etwas Gutes mit den mitgebrachten Spenden getan… .

 

Das nächste historische Highlight, welches diesmal auch noch anhand der Ruinen diesen Namen verdient, ist das antike Pergamon und heutige Bergama.

 

Die Fahrt durch die Altstadt ist herrlich und lässt einen wieder wissen, dass man nahe des Orients sich befindet.

 

Das schon von weitem äußerst imposante Pergamon befindet sich auf einem hohen Burgberg. Die Einwohnerzahl dieser sehr wohlhabenden Stadt betrug unglaubliche 150.000 Einwohner. Der letzte König von Pergamon, Attalos III., der 133 v. Ch. starb, vermachte sein reich dem mächtigen Rom und so kam einer der menschenreichsten und wohlhabendsten Landstriche der damals bekannten Welt als Provinz Asia zu Rom.

 

So, genug der Geschichte. Wir peilen die Seilstation an, da wir bei den hohen Temperaturen unnötige Kraftanstrengungen vermeiden möchten. Doof nur, dass die Gondeln nicht fahren, da keinerlei Touristen hier sind.

 

Wir gehen zur Gondelstation und diese setzt sich extra für uns 4 Hansel in Gang und bringt uns bequem auf den Burgberg.

 

Somit ist es auch folgerichtig, dass wir Pergamon für uns alleine haben. Was für jeden Fotografen ein Traum ist, ist für die lokale Tourismusindustrie eine Katastrophe.

 

Das sehr sehenswerte Pergamon mit herrlichem Weitblick in exponierter Lage wird ausgiebig erkundet (nebenbei treffen wir noch zwei Ukrainer, welche uns Tipps für unseren Trip in die Ukraine geben) – das macht natürlich Hunger! Unten im Dorf schlendern wir durch die Gassen, kaufen tolle handgemachte Seifen und essen vorzüglich. Herrje, geht es uns gut!

 

Es uns gut lassen gehen möchten wir uns auch bei einem Besuch eines türkischen Hamam (traditionelles türkisches Bad), welches aber durch die Covid-Bestimmungen momentan geschlossen ist. Schade!

 

Um der brütenden Hitze des Städtchens zu entfliehen, haben wir einen nahen Stausee auserkoren. Der Platz entpuppt sich als mittelprächtig. Da es mir aber zunehmend schlechter geht, da mich und Ronja ein Magen-Darm-Infekt plagt, bleiben wir aber dennoch an diesem Platz und suchen in Schatten (Fehlanzeige) und Wind (Fehlanzeige) etwas Erholung.

 

Der vorbeifahrende Fischer winkt lachend und auf seinem Rückweg hält er an um uns seinen Fang zu präsentieren: Ein kapitaler Wels von über einem Meter Länge! Bravo! Der vorbeifahrende Bauer bleibt auch bei unserem illustren Grüppchen „hängen“ und mit Händen und Füßen erzählen wir uns, wie viele Kinder wir jeweils haben, wo wir beide wohnen, was wir von Beruf sind und welchen Fußballverein wir favorisieren. Für viel mehr reicht es nicht, aber um ein herzliches Gespräch zu führen, allemal. Wie viel Offenheit, Neugierde und Gastfreundschaft können wir uns von diesen liebenswürdigen Menschen abschauen!

 

Da auch die Nachttemperatur bei über 30 °C bleibt, geht es langsam an die Substanz und wir suchen nach Auswegen. Wir entscheiden uns für eine Flucht in die Berge mit der Hoffnung auf Kühle (wegen der Höhe) und Wind (aufgrund der Lage). Da ich mittlerweile flach liege, bin ich ab sofort ein personeller Ausfall und werde weiter liegend transportiert.

 

Mona hält die fahrende Stellung, Moritz die des Beifahrers; Ronja beginnt auch zu fiebern und verzieht sich ebenfalls in die hinteren Gefilde.

 

Der auserkorene Platz auf 800m Höhe ist über der Großstadt Manisa, nahe Izmirs, und ein wunderschöner Aussichtsspot auf eben Manisa.

 

Der Platz bietet keinerlei Schatten und trotz intensiver Alternativensuche bleibt dies auch so. Wind? Fehlanzeige. Das Thermometer ist mittlerweile auf über 40°C geklettert. Noch Fragen…?

 

Es „kühlt“ erst ab, nachdem die Sonne untergegangen ist. Doof nur, dass ab dem Moment die „ich-muss-ein-Selfie-über-dem-beleuchteten-Manisa-machen“-Typen auftauchen und uns auch nicht wirklich an Schlaf denken lassen.

 

Am nächsten Morgen ist der Tiefpunkt der gesamten Reise: Die Temperatur um kurz vor 7 Uhr beträgt bereits über 30 Grad, somit dürfte die Frage, wie angenehm die Nacht war, erübrigen.

 

Ich bin kurz vor dem Durchbrenner, da ich zu allem Übrigen noch 38,5°C Fieber und Magenkrämpfe habe.

 

Die Krisensitzung ergibt, dass wir versuchen werden, Kühle & Regeneration in einem Hotel zu finden. Doof nur, dass Booking.com, meine beliebte Buchungsplattform, innerhalb der Türkei für Hotels in der Türkei momentan gesperrt ist. Mit einigen technischen Tricks kriege ich dies natürlich hin. Weiter doof, dass man in der weiten Umgebung kein Hotel findet, welches a) bezahlbar, b) hundefreundlich, c) mit Klimaanlage, d) einem privaten Parkplatz und e) auf unserer Route bietet. Shit! Somit steuern wir einen einsam gelegenen Wasserfall an, weil Abkühlung, Ruhe usw.

 

Am Parkplatz zum Wasserfall nach 2 Fahrtstunden angekommen ist dieser wirklich abgelegen. Kein Wunder, denn die Fahrt dahin war nicht ganz easy. Bis zum Wasserfall sind es aber nochmal 2,5km und der Stellplatz hat… ihr ahnt es natürlich bereits .. keinen Schatten und keinen Wind.

 

Krisensitzung – Teil II: Wir buchen ein passendes Hotel- ist zwar an der Küste und somit in entgegengesetzter Richtung, aber sei es drum.

 

Da der Tag ein schei* Tag ist, müssen wir zudem noch einen großen Umweg fahren, da auf halber Strecke eine Brücke uns leider berechtigterweise vorschreibt, dass wir entschieden zu hoch seien, um unbeschadet diese zu passieren. Egal. Irgendwann haben wir auch das gemeistert und wir stehen vor dem Hotel und parken ein. Doof nur, dass die Hotelbesitzerin keine Buchungsbestätigung von uns erhalten haben soll und der gezahlte Preis „eh viel zu wenig sei und sie habe eh die Zusammenarbeit mit Booking.com schon beendet“. Tja. So ist das eben: Ab und zu verlierst du und ab und zu gewinnen halt die Anderen. Nach einer Stunde des Debattierens und Lamentierens hat selbst die Hotline nicht helfen können und wir fahren wieder ab.

 

Einen ruhigen, kühleren und windigeren Platz für die Nacht finden wir dennoch: Das Wetter schlägt um und die Hitze geht zurück… Fix schildere ich noch dem Kundendienst unser Buchungsfiasko und nach erholsamer Nacht, zurückgehenden Temperaturen und Besserung des Gesundheitszustandes ist am nächsten auch das Geld zurückerstattet worden. Jetzt geht es wieder bergauf 👍!

 

Deutlich gestärkt geht es Richtung Norden nach Bandirma: Ziel ist hier der ornthologisch sehr interessanten 64ha großen Nationalpark Kuscenneti (übersetzt „Vogelparadies“) am Kus-See.

 

Grund für unsere Fahrt gen Norden ans Marmarameer ist unsere Fähre gen Istanbul – somit fahren wir den halben Tag auf einer der fertigen neuen Autobahnen, welche sich der türkische Staat mit einer Maut bezahlen lässt.

 

Die Fahrt dorthin bestärkt weiter den Eindruck eines Landes im Bauboom: Überall wird gebaut, Windräder auf nahezu allen höheren Gebirgskämmen und mehrere Schwertransporter, welche neue Windradkomponenten transportieren – so gibt sich die moderne Türkei.

 

Am Nationalpark angekommen, stehen wir vor einer Schranke: Wegen Bauarbeiten ist der NP nicht zugänglich und zusammen mit uns werden unzählige andere (türkische) Autos zur unfreiwilligen Umkehr gebracht. Schade! Da unser anvisierter (schattiger) Parkplatz ebenfalls nicht zugänglich ist, stellen wir uns direkt an die Nationalparkgrenze ans Seeufer. Ein Traum!

 

Der erwartete Mückenansturm bleibt nicht aus und treibt uns recht früh in den Gecko. Am späten Abend treibt dann auch noch ein nahenden Gewitter die Kinder aus dem Dachzelt in die Wohnkabine; kuschelig wird es… .

 

Mein Vorhaben, am nächsten Morgen (Sonntag!) um 7 Uhr einfach die kleine Baustelle zu „umgehen“ um trotzdem auf den Beobachtungsturm zu gelangen, wird leider vereitelt: Ein Aufseher kommt mir mit seinem Motorrad bereits entgegen… .

 

Wir versuchen an diesem Tag etwas Schule zu machen – leider unmöglich, da immer neue türkische Spontanbegegnungen uns fesseln. Bestes Beispiel dafür sind die passionierten Fahrradfahrer Farug und sein Freund Temel: Sie kommen zufällig des Weges, sehen das Fahrzeug und wir kommen ins Gespräch. Schnell bieten Sie Hilfe bei unserer Buchung der Fähre nach Istanbul an (… da war doch etwas…). Doch auch sie scheitern; der Anruf bei der Hotline klärt das Problem schließlich. Nach einer Geckoführung erfahren wir, dass Faruk bald heiraten möchte und sein Traum das Reisen in einem vergleichbaren Fahrzeug wäre – dies aber durch die finanzielle Lage (Verdienstmöglichkeiten in der TR) und des Visa-Zwanges in vielen Ländern nahezu unmöglich sein wird.

 

Bitter, so etwas zu hören.

 

Faruk gibt uns noch einige Tipps, lädt uns nach Bandirma ein (schon fast natürlich 😉) und wir verabschieden uns winkend. 10 Minuten später sind die beiden Radler wieder da: Sie haben mit den Nationalparkrangern gesprochen und haben für uns als Deutsche eine Ausnahmegenehmigung erwirkt! Klasse. Schnell sind Ferngläser, Foto- und Videoausrüstung geschultert und gemeinsam geht es los in den Park.

 

Der Kuscenneti-Park beherbergt über 260 Vogelarten und manchmal sind bis zu 3 Millionen Vögel am Himmel.

 

Wir beobachten ausgiebig die jungen Pelikane, welche hervorragend zu beobachten sind. Weiter sind es vor allem Kormoran, Löffler und Ibis, welche unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schön, dass wir dieses Erlebnis geschnekt bekommen haben. Danke Faruk, danke Temel!

 

Erneut wird der Versuch gemacht, Unterricht zu halten. Denkste! Ein Auto hält und wir unterhalten uns wieder mit Händen und Füßen. Fotos werden gezeigt und dann werden wir eingeladen, ob wir nicht in seinem Berghaus wohnen wollten! Nochmal langsam zum Mitschreiben: Wir sprechen seit 4 Minuten und er lädt uns (wildfremde Menschen) ein, in seinem Ferienhaus zu wohnen. Und genau DAS ist der Grund, warum wir das Reisen so sehr lieben: Die Menschen und die Geschichten dahinter. Wieder einmal wird überdeutlich klar: Der Mensch ist gut! Punkt. Und das die Welt oder spezielle Länder „schlecht“ seien, wird versucht uns einzutrichtern. Bullshit!

 

Leider müssen wir diese wundervolle Einladung aber ablehnen, da wir gerade erst aus der Gegend gekommen sind. Wir „erzählen“ uns noch einige Dinge mittels Bildern und Übersetzungs-App und dann trennen sich unsere Wege wieder.

 

Ein wenig Unterrichtliches kann dann doch noch bearbeitet werden und wir starten zur Kapidagi-Halbinsel im Marmarameer, nahe Bandirmag. Dort wollen wir einige ruhige Tage verbringen mit Wäschewaschen, gut schlafen, Lernen mit den Kids, Homepage aktualisieren (dort tippe ich DIES jetzt) Spaziergänge in der Natur und Kraft schöpfen, denn die letzten Tage waren einfach anstrengend. Sicherlich werden wir auch wieder mehrere große Müllsäcke mit aufgesammeltem Müll wieder bei der Abfahrt ins Fahrzeug bugsieren; in unseren Augen das Mindeste, was wir unseren Naturstellplätzen Gutes tun können.

 

Da die nächsten Tage in Istanbul aufregend sein werden und wir uns sehr darauf freuen, ist es um so wichtiger, dass alle hier nochmals Kraft und Ruhe tanken: Alle vier und Butterfly natürlich auch 😊.

 

 

Wir durchqueren schließlich von Ballipinar im Norden die Insel nahezu vollständig: Ein anfangs noch gut passierbarer Weg entpuppt sich letztendlich als durchaus anspruchsvoller Offroad-Track: Wir möchten das verlassene und inmitten eines wildromantischen Waldes nahezu versunkene ehemals griechische Kirazli- Kloster näher erkunden. Nach einer Stunde Holperpiste durch eine wahrhaft traumhafte Landschaft stehen wir vor den Gebäuderuinen des ehemals sehr stattlichen Klosters, hatte es doch zu seiner Glanzzeit mehr als 100 Zimmer!

 

Nach kurzer Besichtigung geht es weiter Richtung Asagiyapici. Der Weg entpuppt sich als teilweise recht anspruchsvolle Piste – naja, uns soll es recht sein 😂!

 

Gegen frühen Nachmittag erreichen wir schließlich Bandirma, von wo es uns über das Marmarameer in nur 2,5 Stunden per Highspeedfähre nach Istanbul bringen soll. Nach der Toresöffnung fällt einem Angestellten auf, dass wir ja schwerer als 5,5 Tonnen seien… ach ne: Wirklich? Da er sich auf die Beförderungsbestimmungen der Gesellschaft beruft dürften Fahrzeuge mit eben jenen 5,5t als Maximalgewicht nur befördert werden.

 

In der Not steht unser rettender Engel am Tor: Faruk hat gerade Feierabend und möchte uns noch verabschieden. Schnell ist unsere Situation erklärt und gemeinsam machen wir dem Angestellten unmissverständlich klar, dass in der Buchungsmaske nirgends die Gewichtsbestimmung genannt ist. Problem gelöst, wir können auf die Fähre!

 

Leider dürfen die Passagiere weder an Deck, noch im Fahrzeug bleiben. Butterfly möchten wir trotzdem ungern alleine im Fahrzeug belassen, somit schmuggelt sich Mona mit Butterfly einfach in den Truck und Ronja, Moritz und ich genießen die Fahrt im Passagierbereich der Fähre.

 

Pünktlich erreichen wir Istanbul, genauer Yenkapi auf der europäischen Seite. Wieder europäischen Boden unter den Füßen bzw. Reifen steuern wir den (eigentlich) nur genau auf der gegenüberliegende Straßenseite (ok, es sich 8 Fahrspuren) sich befindlichen sehr zentralen Stellplatz an. Nachdem wir das erste mal nicht so abbiegen konnten, wie es unsere „Paula“ (Navi) energisch gefordert hat, wird uns sehr schnell klar, warum der Platz bei anderen Overlandern als „schlecht zu finden“ beschrieben wird. Naja, macht nix. Wir quälen uns also durch dichtesten Verkehr (um 22 Uhr) und versuchen es erneut. Pustekuchen: Einbahnstraße! Nachdem uns der 3. Versuch letztendlich schweißgebadet in eine Gasse führt, welche unserem 2,50m breitem Truck an den Seiten noch vielleicht 8 cm lässt, ziehen wir die Notbremse und bitten einen Taxifahrer, am Stellplatz anzurufen (da auch er übrigens nicht wusste, wie er hinkommen sollte!) und letztendlich sind wir nach 1,5h geeiere für eine Luftlinie von 250m an Ort & Stelle: Hosgeldiniz Istanbul!

 

Am nächsten Morgen starten wir unseren Mix, welcher auch die nächsten Tage bestimmen wird; ein Mix aus kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten (meine Nachbarin würde sagen „wieder alte Steine“ und wird jetzt beim Lesen grinsen), leckerem Essen, Pausen & Spaziergängen mit unserer Butterfly und Extremshopphing: Starten tun wir mit der Sultanahmet Camii, wie sie offiziell heißt. Den Touristen aber besser bekannt als Blauen Moschee. Nach 7 jähriger Bauzeit, welche das Ziel haben sollte, eine Moschee zu bauen, gewaltiger als die Hagia Sophia, stand sie nun da: Eine der schönsten und gewaltigsten Sakralbauten der Welt – auch wenn das Ziel, die Hagia Sophia zu übertreffen, nicht erreicht wurde.

 

Nicht erreicht wurden auch unsere Erwartungen bzw. meine Versprechungen: Die Moschee wird momentan aufwändig restauriert und somit zwar zu besichtigen, gibt aber ein trauriges Bild ab und enttäuscht.

 

Die nächste Besichtigung ist eben jene weltberühmte und lange Zeit (immerhin 1000 Jahre!) größte Kirchenkuppel der Welt: Die Hagia Sophia. Die wechselhafte Geschichte dieses Prunkstücks architektonischer Meisterleistung beginnt im Jahre 532, als unter Kaiser Justinian der Bau begonnen wurde. Zuerst war sie ihrem Zweck entsprechend als Kirche genutzt, dann als Moschee und lange Zeit als Museum. Seit wenigen Monaten hat Präsident Erdogan per Dekret den Nationalreligiösen nachgegeben und die gesamte (christliche?) Welt vor den Kopf gestoßen: Denn nun ist sie wieder eine Moschee.

 

Für uns ein sehr eindrucksvoller Besuch, ist sie doch gerade eine Mischung aus aktiver Moschee mit vielen, vielen betenden Muslims und interessierten Touristengruppen – eine herrlich anzuschauende Mischung.

 

Nach dem Mittagsstopp bei Butterfly und dem Päuschen geht es ins Basargetümmel zum Staunen (wegen der riesigen Auswahl), zum Schmunzeln (wegen der buhlenden Händler), zum Riechen (wegen der fremdländischen Gerüche) und zum Kaufen (wegen der herrlichen Preise).

 

Am nächsten Tag startet der Tag mit dem Topkapi Serayi, dem prunkvollen und für 300 Jahre währendem Palast der Osmanenherrscher! Der hervorragend erhaltene und präsentierte Palast mit Offiziersschule, Harem und wertvollsten Schätzen wird (wer hätte das gedacht) aktuell ebenfalls restauriert und alle unbezifferbaren Schätze sind der Öffentlichkeit leider nicht zugänglich – sch***!

 

Wir machen das Beste daraus und sind auch so vom Palast angetan – die 20€ Eintritt pro Person schmerzen durch die herben Einschränkungen trotzdem.

 

Da Ronja sich den Morgen über fußtechnisch geschont hat, wird nach dem obligatorischen Hundespaziergang mit dem Taxi mitten ins zweite „Must have seen“ Basarviertel gefahren: Zum „Gedeckten Basar“, welcher uns auch ausgesprochen gut gefällt.

 

Den 3. und letzten Tag in Istanbul beginnen wir mit einer Bosporusüberquerung ins asiatische Kadiköy, welche uns die Dimensionen dieser 15 Millionenstadt erahnen lässt. Auf der asiatischen Seite finden wir uns schlecht zurecht und laufen herum „wie Falschgeld“ – kein grund also, noch länger hier zu bleiben. Flux die nächste der im Minutentakt verkehrenden Fähre genommen und nach kurzer zeit sind wir auch schon wieder zurück in Europa. Nach hervorragendem und sehr preisgünstigem Mittagessen in einer der unzähligen Garküchen (… warum sind denn bloß keine Touristen da?) und den letzten Einkäufen starten wir unseren Truck und verlassen das chaotische Istanbul durch unzählige Stop-and-Go-Staus und überqueren schließlich mithilfe einer der vielen Brücken den Bosporus mit dem Gecko: Ein kleiner Traum wird wahr… .

 

Nach so viel Menschen & Kultur zieht es uns nun schleunigst wieder (ihr ahnt es bereits) in die menschenleeren Gebiete dieses geilen Planeten; heute in Gestalt von einem Platz an der Schwarzmeerküste. Angekommen ist der Platz nicht gerade menschenleer, jedoch sind wir einfach kaputt und bleiben trotzdem. Ein gratis Konzert an türkischer Technomusik, welche aus den Autoboxen unserer türkischen Nachbarn schallt, hält uns lange vom Schlafen ab. Irgendwann fallen aber die Augen vor lauter Erschöpfung dann doch zu und man fragt sich am Morgen, ob man eigentlich gut geschlafen habe.

 

Doch der morgendliche Erkundungsspaziergang offeriert uns schließlich einen Traumplatz oberhalb des Meeres inmitten der Steilküsten: Wind, Kühle und Einsamkeit- Herz, was willst du mehr! Dort bleiben wir und lassen die Eindrücke der letzten Tage sacken.

 

Auch wenn wir gerne mehr Zeit gehabt hätten und noch so gerne einen Tag an Ort & Stelle verblieben wären, so treibt uns Termindruck (ja, richtig gehört!) weiter: Da unser nächstes großes Abenteuer bereits in Form der Schwarzmeerfähre fix ist, brauchen wir noch einen (ach so sinnvollen und ach so effektiven 🤣🤣) PCR Test für die Einreise in die Ukraine, sowie ein Gesundheitszeugnis für Butterfly. Da dies aber nicht in den kleineren Städten zu bekommen ist, müssen wir ins 150 Kilometer entfernte Sarikaya; na denn mal los…

 

Der Gecko schnurrt sauber und ohne zu Zicken durch die 1a Autobahn dorthin. Unterwegs erhalten wir noch die Nachricht unserer Reisebekannten Andreas samt Familie welche … oh Zufall 😎 … Georgien verlassen haben und wenige Kilometer neben unserem Fährhafen Richtung Odessa einen Campingplatz bezogen haben. Super (ich meine Andreas & Familie wieder zu sehen, nicht das mit dem Campingplatz) – somit peilen wir nach erfolgreichem „Nasenherumstochern“ und Hundeuntersuchung wieder die Küste an.

 

Die Wiedersehensfreude ist riesig bei allen und wir beißen daher gerne in den sauren Apfel den gecko nicht wirklich artgerecht auf dem Campingplatz zu parken. Wir sitzen bis früh in den Morgen und quatschen und quatschen und quatschen. Schön!

 

Der nächste Tag wird von allen Mitgliedern der beiden Reisefamilien wohl niemals mehr vergessen werden: Inmitten der badenden türkischen Familien treibt plötzlich ein lebloser Körper! Gekreische, sich in die Fluten stürzende Männer und ein letztendlich schnell herbeikommender Jetski ziehen den leblosen Mann schließlich an Land und die Erste-Hilfe-Maßnahmen überbrücken die (überraschend sehr kurze) zeit bis der Rettungswagen eintrifft. Der Mann ist bewusstlos, aber er atmet.

 

Oh Mann, der Schreck ist allen anzusehen und wirkt noch lange nach…

 

Der Nachmittag ist schulisch geprägt und abends gehen wir gemeinsam ins nächste Dorf zum Essen. Die Bestellung übernimmt ein freundlicher Wuppertaler Türke und das Essen ist ok. Highlight des Abend ist aber nach dem Essen: Ronja und Naomi (die älteste Tochter der anderen Familie) lassen sich von unserem Zureden ermutigen und fragen zwei junge und jetskifahrende Männer (oh la la!), ob sie mal mitfahren dürften. Die Chance lassen diese wiederum sich natürlich nicht entgehen und drehen mit den beiden Mädels eine Ehrenrunde. Ein schöner Abschluss für die Türkei. Wir verabschieden uns und hoffen auf ein Wiedersehen zu Hause, da es am morgigen Tag früh los geht.

 

Am Fährhafen müssen wir um 7 Uhr sein. Als gute Deutsche sind wir selbstverständlich pünktlich. Wahrscheinlich hätte es aber auch einige Stunden später gut getan, fährt unser Schiff doch erst um 14 Uhr ab.

 

Doch der Stress beginnt erst jetzt: Nach den Grenzkontrollen müssen wir zum Hafenagenten und einchecken. Dumm nur, dass keiner Englisch kann. Also um 8.30Uhr nochmals wieder kommen. Gesagt, getan. Der Mitarbeiter kann perfekt Englisch und uns wird mitgeteilt, dass angeblich das Fahrzeug und der Hund nicht bezahlt seien (was natürlich bullshit ist). Egal. Ich zeige am Handy (ein Hoch auf die moderne Technik) die Buchung und alles scheint ok (warum scheint, werdet ihr später noch erfahren). Die notwendige Covid-Krankenversicherung vom ADAC wird anfangs auch nicht wirklich akzeptiert.

 

Egal. Alles scheint gut und wir bekommen die Tickets. Wir warten auf dem Parkplatz und warten. Und warten. Irgendwann werden wir dann gebeten, ans Schiff heranzufahren und aufgefordert, als Passagiere an Bord zu gehen. An der Rezeption sitzt dann der erste von nahezu unzähligen unfreundlichen und unkooperativen Ukrainern, welcher SELBSTVERSTÄNDLICH kein Wort Englisch kann – warum den auch??

 

Er erklärt uns, dass wir keinen Hund bezahlt hätten. Mona geht also wieder vom Schiff zum Fahrzeug um das 2. Handy zu holen. Dort zeigen wir dies seiner schlechtgelaunten Mitarbeiterin, welche dies stillschweigend akzeptiert. Die ADAC-Bestätigung, natürlich in Englisch, wird ebenfalls nicht akzeptiert und es folgt ein langes Palaver.

 

Schließlich scheint alles in Ordnung zu sein und wir bekommen die Schlüssel ausgehändigt. In der Kabine, welche sehr sauber aber recht heiß & stickig ist, lassen wir Moritz, Ronja und Butterfly zurück, während Mona & ich zurück zum Fahrzeug gehen.

 

Dort angekommen warten wir auf das Einfahrtssignal – vergeblich. Stattdessen kommt ein Mitarbeiter und drückt mir sein Handy ans Ohr: Es spricht der sehr freundliche englischsprechende Agent zu mir und erklärt mir, dass das Schiff unsere extra für die Ukraine abgeschlossene Coronaversicherung nicht akzeptiert wird. Super Sache!

 

Ich flitze also mit Mona wieder ins Agentenbüro und schließe eine neue Kurzzeitversicherung für 4 Wochen ab. Gebraucht werden nun die Pässe, welche … von der Rezeption einkassiert wurden! Diese sollen nun fix per Handy fotografiert werden und ich warte solange. Mona rennt derweil zum Gecko und holt die Kreditkarte. Nachdem ich diese habe ordere ich sie wieder zurück zum Fahrzeug, so dass sie wenigstens schon mal auf das Schiff fahren kann bzw. alles Notwendige ggf. tun kann, damit das Schiff nicht mit Hund und Kindern ohne uns abfährt.

 

Ich warte also im Büro, während Mona verzweifelt dem Hafenmitarbeiter klar macht, dass ich noch fehlen würde. Eine aufgelöste Mona erwarten mich also, als ich zum Schiff renne und den Gecko gut vertäut dicht hinter der Ladebordwand entdecke. Überflüssig zu sagen, dass ich der Letzte bin, auf den das Schiff gewartet hat, oder?

 

Wir gehen fix und fertig zur Rezeption, geben ihm die Versicherungsunterlagen und nun scheint alles gut.

 

Ich setze mich an Bord und fahre langsam herunter. Es werden die Seile gekappt und wir verlassen ein Land, welches wir nach 3 Wochen zu lieben gelernt haben. Die Türkei, ein Land, welches durch die Herzlichkeit und unfassbare Gastfreundlichkeit wir fest in unser Herz geschlossen haben und sicherlich nicht das letzte Mal unter den Reifen von unserem Gecko bereist wurde!