Griechenland von Januar bis Juni Teil 2 (2021 =171 Tage)



 

Weiter unterwegs auf dem Peloponnes...

 

Neujahr in Griechenland: Der Wecker klingelt um 8 Uhr, denn wir haben ein Date: Wir haben eine Verabredung mit dem Hundeshelter, da wir einer wunderschönen Hundedame eine Chance geben möchten: Sita. Die 7 jährige Sita hatte Jonas Herz im Sturm während seiner Volunteerarbeit erobert und gilt als schwieriger Hund. Grund genug für uns als „gebrannte Kinder“ nicht nur sehr sehr zurückhaltend zu sein, sondern auch um Sita auf Herz und Nieren zu testen und ihr alle denkbaren (… und undenkbaren) Situationen zu kreieren.

 

Um euch alle weiteren Testdetails zu ersparen, hier das Wichtigste: Sita meistert alle Tests bravourös!

 

Auf die Nachricht, dass wir Sita in unser Familienrudel aufnehmen möchten, kann dies Katharina, die Leiterin des Shelters, kaum fassen; immerhin war diese seit mehreren Jahren dort und galt als sehr schwer vermittelbar...

 

Auch wenn wir in den letzten Wochen diverse Winterstürme hatten, so topt der Sturm in der Nacht vom 3.1 auf den 4.1. alles bisher erlebte: Die Wellen sind so mächtig, dass große Teile des Strandes fortgespült werden und wir den Strand nicht mehr wiedererkennen: War er vor kurzem durch unsere Müllsammelaktionen doch nahezu plastikfrei, so ist er nun (wieder) übersät von Strandgut – und eben auch voll Plastik.

 

Wir feiern ein zweites Weihnachten, da unser Weihnachtspaket endlich angekommen ist; der Grund für die 2 wöchige Verspätung war ein Streik der griechischen Post (angeblich wegen Überlastung durch den griechischen Lockdown)- uns egal: Wir flitzen zum Shelter und holen das lang ersehnte Paket ab. A propos Paket: Mittlerweile ist unsere (ebenfalls lang ersehnte) neue Lichtmaschine eingetroffen, welche ein weiterer Baustein in unserem Stromoptimierungskonzept darstellt. Dumm nur, dass die BOSCH LiMa gänzlich für modernere Fahrzeuge gedacht ist und wir somit das Geld und die ganze Zeit in den Sand gesetzt haben. Sch****!

 

Vor unserem Start zur einjährigen Reise hatten wir uns vorgenommen, unterwegs 2 Schaffelle zu kaufen und somit unsere Allerwertesten zukünftig wärmer zu betten. Was liegt also näher, als unseren nahezu täglich vorbeiziehenden Schäfer diesbezüglich zu fragen? Erst recht, nachdem wir uns immer wieder sehr nett mit Händen und Füßen unterhalten haben. Gesagt – getan: Zur Sicherheit benutzt ich noch den Google-Übersetzer: Ich „bestelle“ bei ihm 2 gegerbte Schaffelle: Eines habe er da und würde es morgen mitbringen, das andere müsse erst noch geschlachtet werden. Supi…

 

Am nächsten Tag hängt ein frisch abgezogenes Schaffell samt Ohren am Olivenbaum neben uns. Hm. Irgendwie scheint das mit der Übersetzung nicht geklappt zu haben… Wir tun unser Bestes und hängen es eingesalzen in die Meeresbrise und müssen es mehrfach höher hängen. Unsere Butterfly ist halt ziemlich sprungstark.

 

Einer der Camper, welcher sich in den letzten Wochen zu unserem schönen Ort gesellt hatten, ist Robert aus Graz. Dieser fertigt nebenher wunderschöne Aufschnittbretter aus Olivenholz an. Ein wunderbares Mitbringsel für unseren Tisch im Allgäu!

 

Damit der „Reiseschlendrian“sich nicht zu sehr ausbreitet, beteiligen sich Mona, Ronja, Moritz & Jonas an den täglichen (!) Fitnessübungen von Daniel & Marlene, unseren wieder zu uns gestoßenen Schweizer Reisebekannten – Muskelkater garantiert! Ach ja: Hannes und ich halten uns fit genug mit den ausgiebigen Wanderungen mit den Hunden; zumindest reden wir uns dies ein 😉.

 

Sehr viel ausdauernder als die Fitnessübungen sind Moritz Angelbemühungen: Ich kenne keinen Angler, welcher motivierter und unermüdlicher seine Rute auswirft – und ich kenne keinen, welcher so erfolglos ist. Durch Moritz kommunikative Art lernt er Antonis kennen. Dieser schenkt ihm einige Haken und Würmer und hilft Moritz.

 

Da Moritz gerne eine neue Angel kaufen würde, dies aber durch den Lockdown (offiziell) nicht möglich ist, muss die griechische Mentalität hier weiterhelfen: Antonis vereinbart einen Termin im Angelladen und wir wiederum mit Antonis- somit kommt Moritz höchst inofiziell an eine neue Angel.

 

Auch wenn ich vorhin geschrieben habe, dass alle Weihnachten hatten, so kommt Hannes Weihnachtsfest erst nun: Es geht… wie könnte es anders sein… um Hunde: Auch wenn ich keinen Nicht-Hundefreund langweilen möchte (aber der braucht hier ja eh nicht wirklich weiterlesen…), so muss ich dennoch hier einige Wort verlieren, damit man uns nicht für „unzurechnungsfähig“ hält:

 

Hannes hat, genauso wie Jonas, sein Herz an einen Hund im Shelter verloren – ihr Name: Cora. Da aber Sita aus verschiedenen Gründen den Vortritt hatte, unsere „Nummer 2“ zu werden, hatte Hannes das Nachsehen.

 

Da wir unseren Hannes, seine Hundeliebe und vor allem seine große Bereitschaft in die Hundeerziehung höchst aktiv einzusteigen seit langer Zeit kennen und wir seit unseren beiden Hunden Butterfly & Sita tagtäglich Hannes Traurigkeit bezüglich „seiner Cora“ sehen, musste eine tragfähige Lösung her:

 

Letztendlich werden wir Hannes mit seiner Cora unterstützen- und somit werden wir bald 3 Hunde ins Tunksche Rudel integriert haben.

 

Für alle, die jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil sie wissen um die Platzverhältnisse im Truck (ja, er ist groß und trotzdem ist der verfügbare Platz ja endlich…): Hannes wird Cora gegen Ende unserer großen Reise erst abholen können und wird mit Jonas etwas früher wieder zu Hause eintrudeln. Somit Hannes im Glück… oder wie Weihnachten eben!

 

Nun ist es absehbar: Nach dem Einbau der Lichtmaschine innerhalb eines Vormittages und dem Auffüllen der Vorräte verlassen wir unseren sehr liebgewordenen Velikabeach nach 73 Tagen (!!!) und brausen weiter (trotz offizieller Reisebeschränkung, da nach vielen Berichten anderer Overlander Touristen unbehelligt bei eventuellen Kontrollen bleiben) Richtung Süden- doch natürlich stehen noch zwei Termine in und um Kalamata an, welchen wir sehr sehr gerne wahrnehmen: Wir dürfen noch einen Teil der Spendengelder von einigen unserer Freunde und Wegbegleiter zum einen an Maria übergeben, welche die Vorsitzende einer Selbsthilfegruppe für Familien mit autistischen Kindern ist.

 

Voller Dankbarkeit hat sie die Spendengelder entgegengenommen und es war sehr schön, ihre Dankbarkeit zu spüren!

 

Zum anderen dürfen wir die engagierten Mönche des Metamorphosisklosters noch mit Spendengeldern beglücken. Auch hier bewegt es uns sehr, die Dankbarkeit und Bescheidenheit der Mönche zu spüren.

 

Beseelt von dieser positiven Schwingung lässt es sich doch gleich noch leichter fahren auf unserem Weg Richtung Süden Richtung Kap Tenaro, dem Ende der Welt. 1. Stopp ist eine traumhafte kleine Bucht nahe Kardamyli- Moritz freut sich zu angeln und wir freuen uns einfach über einen Tapetenwechsel.

 

 

Mani

 

Die Mani: Jener Landstrich, der von Kalamata aus südlich den 3. Finger ziert und vom Taygetos flankiert wird, hat uns schon bei unseren ersten Besuchen vor einigen Jahren in ihren Bann gezogen: Karge, unwirtliche Gebirgszüge, immer wieder durchzogen von burgähnlichen Wohntürmen sind die ersten Anzeichen für die Vergangenheit der kriegerischen Mani. Die Manioten, welche bis Ende des 18. Jahrhunderts (!) der Blutrache noch fest verhaftet waren und deren Hauptverdienst der Sklavenhandel und die Piraterie waren, waren die Bewohner dieser gottverlassenen und erdrückenden Verlassenheit.

 

Die einzige Hauptstraße ist jetzt, lockdown- und winterbedingt, nahezu menschenleer und Vieles wirkt verlassen und öde. Das trübe Wetter unterstreicht diesen Eindruck noch.

 

Unser erste Halt ist die drittgrößte Höhle Griechenlands nahe Agios Dimitrios und weder touristisch erschlossen noch gesichert - ergo ideal, um unseren Entdeckerdrank zu stillen!

 

Die Höhle ist wirklich schön und sehenswert- vor allem natürlich, weil man alleine und gänzlich untouristisch sich diese eigenständig erschließen kann.

 

Nach unserer Höhlentour fahren wir weiter in die innere Mani und lassen uns verzaubern von dieser einmaligen Gegend. Als Übernachtungsplatz haben wir ein zauberhaftes Plätzchen nahe Limeni entdeckt. Ein Fischerdörfchen wie aus dem Bilderbuch. Auf den zweiten Blick sieht man hier aber auch, dass der Tourismus viele neue traditionelle Steinhäuser hat entstehen lassen, welche als Sommerresidenzen genutzt und / oder vermietet werden.

 

Das Wetter ist wieder traumhaft- also unternehmen wir eine aussichtsreiche Wanderung zu einer ehemaligen und sehr mächtigen türkischen Burganlage. Türkisch deswegen, weil auch dies einen Teil der Geschichte dieser Halbinsel widerspiegelt, da die Osmanen diesen Teil des heutigen Griechenlands besetzten und beherrschten – und nie wirklich vollständig unter ihre Kontrolle bringen konnten. Und genau deswegen ist die Mani griechenlandweit bekannt, da von hier der Freiheitskampf ausgerufen wurde und einer der Anführer aus Limeni kam.

 

Am nächsten Morgen sehen wir uns mit einer anderen Herausforderung konfrontiert: Unsere Sita kann nicht mehr auftreten- und zwar mit so starken Schmerzen verbunden, dass schnell klar wird, dass die Ursache nicht nur eine muskuläre Überanstrengung oder Ähnliches sein kann. Wir schonen sie und warten noch ab.

 

Je mehr wir uns dem Kap nähern, umso einsamer, windiger und einzigartiger wird die Landschaft um uns herum: Baumbewuchs gibt es schon lange nicht mehr, die Anzahl der Wohnturmruinen steigt mit jedem Kilometer und die Trockenheit parallel dazu.

 

Wir freuen uns, wenigstens an EINEM Ende der Welt angekommen (… welches im Übrigen den Südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes zu sein und sind dankbar, dieses bereisen zu dürfen (… wenn es schon nicht das Fin del Mundo am Südende Argentiniens sein durfte…). Wir wandern windgeschützt eingepackt zum windumtosten Leuchtturm und sehen, dass dies eine gut befahrene Wasserstraße immer noch ist- gut nur, dass das Kap seinen Schrecken der letzten Jahrhunderte abgelegt hat und nicht weiter zum Verhängnis von Hunderten von Seeleuten wird.

 

A propos „Piraten“: Nahe dem Kap befindet sich Porto Kagio. Diese wunderschön gelegene Bucht ist auch als Piratenbucht bekannt. In dieser Bucht fällt es dem Besucher leicht, sich vor Anker liegende Piratenschiffe vorzustellen und man mag die zerklüftete Küste nach versteckten Piratenschätzen durchforschen. Wirklich Zeit und Muse zum Erforschen der Bucht bleibt aber nicht: Sita geht es nicht besser und somit steht fest, dass wir einen Termin bei „unserer“ Tierärztin in Kalamata brauchen und wieder Richtung Norden düsen. Hm, irgendwie lässt uns Kalamata nicht aus seinem Bann…

 

Die Diagnose nach dem Röntgenbild ist schockierend: Sita muss vor ihrer Zeit im Shelter schon mal ein gebrochenes Knie gehabt haben, welches geschient wurde. Problematisch deswegen, weil sich das Metall aufgrund von Pfuscherei gelöst hat; eventuell ist sogar ein neuer Bruch nicht auszuschließen. Somit in zwei Tagen Not-Operation.

 

Puh. Schluck. Nachdem wir dies verdaut haben, stehen also die nächsten Tage nunmehr auch fest: Wir parken nahe des Yachthafens von Kalamata um direkt vor Ort zu bleiben. Sita bekommt derweilen Schmerzmittel bis zum OP-Termin. Wir machen (wie eigentlich immer) das Beste daraus und genießen die kurzen Fußwege ins Zentrum - das Einkaufen konnten wir die letzten Wochen gar wahrlich nicht sehr auskosten!

 

Wir planen schon die Tage nach dem chirurgischen Eingriff und buchen ein airbnb-Häuschen am Ortsrand von Kalamata um Sita die bestmögliche Regeneration zu ermöglichen. Nervlich ist die Sorge um Sita bei allen deutlich spürbar.

 

Nach der glücklicherweise sehr erfolgreich verlaufenden OP (es musste „nur“ das Metall entfernt werden und unsere Reisekasse ist deutlich leichter geworden...) beziehen wir Quartier in unserem Häuschen und genießen die Tage des Sesshaftwerdens durchaus sehr: Ausgiebige Duschen, Platz (fast) ohne Ende und ein gemütlicher Kamin. Und trotzdem scharre ich mit dem Gecko um die Wette bis es endlich weitergeht...

 

 

Taygetos-Gebirge und Plytra

 

Auf ins Taygetos-Gebirge: Die wunderschöne Bergstrecke zwischen Kalamata im Südwesten und Sparta im Nordosten war früher eine der Hauptverbindungsachsen im Inneren des Peloponnes; heute hingegen nahezu vergessen und dem Verfall preisgegeben, da die neu erbaute Autobahn der altehrwürdigen Passstraße den Rang unlängst abgelaufen hat.

 

Wir lieben diese Straße jedoch, da sie wunderbare Ausblicke in die bizarre Bergwelt des Taygetos zu bieten hat und wunderbar zu fahren ist – ist sie doch nahezu menschenleer… .

 

Wir sagen Adé zu Kalamata (auch wenn man nur selten einen Standplatz auf dem Strand hat, bei welchem die ankernden Frachtpötte „zum Greifen nahe“ sind) doch nicht bevor der Gecko eine ausgiebige Autowäsche erfahren hat um das Meersalz der letzten Wochen abzuwaschen.

 

Bei bestem Wetter also schrauben wir uns langsam in die Berge. Die Wolken werden immer dichter und auf der Passhöhe bei 1200m herrscht dicke Suppe: Willkommen in den Wolken und bei 3°C.

 

Wir beschließen aufgrund der Temperatur uns weiter unten einen Schlafplatz zu suchen und finden ein lauschiges Plätzchen am rauschenden und selbstverständlich glasklaren Gebirgsbach.

 

Nach erholsamer und sehr ruhiger Nacht bei 2°C spitzelt die Sonne hervor und lässt einen sonnigen Tag erhoffen – perfekt zum Wandern!

 

Keine 300m kommen wir, dann hören wir ein Hupen und sehen einen uns sehr wohl bekannten weißen Van: Jessica und Jasmin samt Missi sind vorgefahren: Die Wiedersehensfreude ist groß und wir wandern zusammen durch den traumhaften Bergwald. Schön!

 

Da Hannes das Wandern nicht genügt hat, holt er am Nachmittag noch das Fahrrad herunter und fährt mit Butterfly noch eine Runde. Begeistert kommt er zurück, nachdem er völlig unerwartet 4 große Wildschweine auf seinem Fahrweg gesichtet hat.

 

Sitas Fäden von der OP werden noch fix gezogen und am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Sparta und besonders Richtung Mobilfunkverbindung, da Oma Monika Geburtstag hat und wir ihr natürlich gerne aus der Ferne gratulieren möchten.

 

Sparta passieren wir und peilen die Küste bei Plytra an. Hier kennen wir eine wunderschöne kleine Bucht, welche auch nach der Ankunft umgehend mit den Neoprenanzügen erkundet wird.

 

Beim Morgenspaziergang entdecken wir nicht nur ein wunderschön gelegenes Haus, sondern lernen auch Michael und Ute kennen: Die zwei Overlander aus Stuttgart haben ihr Sabatical und sind auch in Griechenland gestrandet (wollten ursprünglich in Mexiko sein- wer hätte das gedacht… 😉).

 

Wir erfahren nicht nur von einer nahenden Kältewelle (von minus 1°C ist die Rede!), sondern quatschen uns ordentlich und sehr nett fest.

 

Der kurz hinter der Küste thronende Tafelberg hat es mir angetan und am nächsten (wolkenlosen) Morgen schnüre ich die Wanderschuhe und wandere mit Butterfly on the top. Die Blumenvielfalt am Wegesrand läuft zur Höchstform auf und schnell wird dies eine der schönsten Wanderungen – auch in botanischer Hinsicht, wachsen doch wilde Anemonen und Orchideen auf Schritt und Tritt. Ach ja: Alleine waren Butterfly und ich auch nicht wirklich: Säumten doch Ziegenherde immer wieder unsere Wege und beäugten uns skeptisch...

 

Oben angekommen ist der Blick erwartungsgemäß gigantisch und glücklich wird nach kurzer Verschnaufpause mit dem Abstieg angefangen.

 

Fast schon wieder am „Basecamp“ angekommen, sehe ich ein Wohnmobil den sehr steinigen, steilen und ausgewaschenen Weg herunterrumpelt: Robert, eine unserer Reisebekanntschaft, mit dem wir schon so Einiges zusammen erlebt haben, versucht sich herunterzukämpfen.

 

Schnell ist Robert überzeugt, dass dies keine gute Idee ist und peilt die Alternativroute an.

 

Beim Gecko angelangt, ist Moritz beim Angeln und wir wurden wieder reich beschenkt: Eine große Tüte herrlicher Orangen und eine Tüte mit Wildsalat wurden uns freudestrahlend von einem Griechen überreicht!

 

Am Abend sind wir wieder in trauter Runde, denn neben Robert haben sich auch Jessika und Jasmin zu uns gesellt. Da ich so sehr von der Tafelbergbesteigung geschwärmt habe, werden wir diese morgen in großer Runde erneut angreifen.

 

Gesagt, getan: Unsere Wandergruppe besteht anfangs aus 8 Teilnehmern, wächst aber schnell um Michael an, der sich uns gerne anschließt.

 

Eigentlich wäre zu erneuten Besteigung nichts Neues hinzuzufügen – eigentlich: Wäre da aber nicht ein kleines, etwas zu hartes Stückchen Sesamriegel gewesen und schwups war die Zahnkrone abgebrochen! Nichts Wildes, aber shit happens nun einmal! Somit steht ein Ziel der nächsten Tage nun auch fest: Ein Zahnarzt.

 

 

 

Elafonissos und Kap Maléas

 

Wir verlassen also bald die Bucht und unsere kleine illustre Reisegruppe (… natürlich nur bis zum nächsten Wiedersehen) Richtung Süden mit Ziel Elafonissos.

 

Der Tag ist komplett verregnet und es wird kälter und immer windiger. Wir finden ein relativ windgeschütztes Plätzchen nahe dem Fährableger nach Elafonissos am traumhaften weißen Sandstrand. Leider können wir diesen nur dick eingehüllt in Windbreaker, Mütze und Handschuhe erkunden, da wir mittlerweile bei 6°C Höchsttemperatur und Sturmböen angekommen sind. Selbst Butterfly ist der mit feinen Sandkörnchen versetzte Wind zu viel und sie springt „mal eben“ aus dem Stand in den sicheren Gecko; kein Wunder, dass sie die Zäune im Hundeshelter mühelos überwinden konnte!

 

Das zahntechnische Malheur wird bei einer jungen sehr gut ausgestatteten Zahnärztin in Neapoli schnell wieder behoben und ich weiß nun, dass eine komplette Zahnarztpraxis auch als „one-man-Show“ (nein: one-woman-show) geführt werden kann.

 

Wir fahren weiter ans Ende des dritten „Fingers“ des Peloponnes und möchten uns den versteinerten Wald gerne anschauen: Während wir weiter fahren, wird der Gecko immer wieder durch die mittlerweile in Orkanstärke wehenden Böen ordentlich durchgeschüttelt. An der Küste finden wir nicht nur einen ca. 3m hohen versteinerten Baumstamm in den Himmel emporragen, sondern haben auch die seltene Gelegenheit, uns in den Wind zu legen- sorgenvoll denke ich bereits an die kommende Nacht, denn an Dachzelte ich nicht zu denken.

 

Orkan, Versteinerungen & airbnb

 

Während der nächsten Kilometer passiert es schließlich: Eine Böe ist derart stark, dass es die Verankerung des ersten Dachzeltes ausreißt und selbige Böe klappt auch das Dachzelt ein Stück auf! Notfall: Rausstürmen und mit aller Kraft an das Dachzelt hängen und dieses zu stabilisieren, damit der Wind nicht noch größeren Schaden anrichtet, während einer der Jungs Spanngurte holt. Der Plan ist nun, IRGENDWIE das Dachzelt zu stabilisieren und wieder zu fixieren: Ich hänge an der einen Seite, Jonas an der anderen und Mona und Hannes sind auf dem Fahrzeug. Während Mona ihr ganzes Körpergewicht nutzt, um auf der Dachzelthaube zu liegen (und dabei wirklich Todesängste durchsteht) versuchen wir, die Spanngurte zu fixieren und zu spannen – bei 5°C und Orkanböen erübrigt sich jeder weitere Kommentar dazu… . Wie dem auch sei: Das Unternehmen gelingt und mit dem Schrecken noch im Gesicht fahren wir zu einer etwas windgeschützteren Stelle um das weitere Tun zu besprechen.

 

 

Dank airbnb buchen wir kurzerhand ein kleines Häuschen in sehr idyllischer Lage um dem Orkan und den eisigen Temperaturen zu entkommen. Dank Internet ist das Häuschen gebucht, bezahlt und nach 30min sind wir auch schon im Schlüsselbesitz- klasse!

 

Wir genießen und am nächsten Morgen starten wir zur Wanderung direkt zum Kap: Das mit steilen Felswänden ins Meer abbrechende Kap Maléas bildet die südöstlichste Festlandspitze Europas, einen der entlegensten Punkte des Peloponnes. Seine Umschiffung war bereits im Altertum gefürchtet, hier hat sich nach dem Kampf um Troja Agamemnons Flotte zerschlagen, hier begann die lange Irrfahrt des Odysseus. Noch heute wird es im Volksmund wegen unzähliger verunglückter Schiffe Xylocháftis (=Holzschlucker) genannt. Direkt am Kap ist die Klosterruine eines alten Klosters, wenige hundert Meter davor ein bis heute bewohntes kleines Kloster und somit unser heutiges Ziel.

 

Die Wanderung verschlägt mir den Atem und die Worte fehlen mir um diese fantastische Klippenwanderung zu beschreiben: Die 8 Kilometer (one way) sind durchaus herausfordernd und unsere Reisegruppe, bestehend aus Jonas, Hannes, Ronja, Moritz, Butterfly (verbotenerweise; doch dazu später mehr) und mir ist glücklich, das Ziel nach knappen 3 Stunden erreicht zu haben.

 

Von einer Freiwilligen, welche das kleine Kloster betreut, werden wir nicht nur herzlich empfangen, sondern auch auf die Tatsache hingewiesen, dass Hunde auf dem Weg und dem Kloster unerwünscht seien. Hm – ob Gott wirklich keine Hunde an „seinem“ Kloster möchte, bezweifle ich innerlich stark.

 

Wie dem auch sei: Der Ort ist bezaubernd und die wilde See wird an den zahlreich vorbeiziehenden und das Kap Maléas umrundenden Schiffen auch am heutigen Tage sehr deutlich.

 

Auch die Rückwanderung ist einzigartig und glücklich, stolz und sehr zufrieden erreichen wir unser kleines und warmes Häuschen.

 

Da wir uns auf äußerst historischem Boden befinden (genauer gesagt auf dem Meeresboden von vor 2 bis 3 Millionen Jahren), kann man überall Versteinerungen finden: Vor allem die Jakobsmuschel, u.a. bekannt als DAS Symbol des Jakobsweges, hat es und angetan und wir finden stattliche Objekte. So kann Geografieunterricht hautnah sein.

 

Da der Tag des Auszuges kommt, stellen wir uns noch einige wenige Kilometer entfernt an die wunderschöne Küste und haben somit einen unserer neuen Lieblings-Spot in Griechenland entdeckt: In Sichtweite des Kap Maléas… .

 

Moritz kann wunderbar angeln und ER FÄNGT SEINEN ERSTEN FISCH! Welche große Freude und endlich ist der Knoten geplatzt.

 

Dank Neoprenanzug ist auch an Schnorcheln zu denken- schön! Gerne, sehr gerne wären wir noch an diesem Traumplatz geblieben- wäre da nicht ein ziemlich leerer Vorrat und 6 bzw. 8 ziemlich leere Mägen… .

 

Also starten wir den dicken Dieselmotor und peilen den Rückweg nach Kalamata an. Warum Kalamata schon wieder? Na weil, … weil … das Dachzelt dringend mit entsprechenden Polyestermaterialien repariert werden muss, der Gecko einen neuen Simmerring braucht, Sita und Butterfly einen Bluttest für die Türkei (weil außerhalb der EU) und Jonas einen Osteopathen wegen seines Kiefers braucht.

 

Somit bunkern wir Lebensmittel und erreichen unseren Stellplatz inmitten des Taygetosgebirges, welchen wir bereits von unserer Hinfahrt kennen. Die Schlechtwetterfront vor einigen Tagen hat auch hier seine Spuren hinterlassen: Felsbrocken auf der Straße und Schneereste an den Hängen. Wir lassen uns aber (natürlich!) die Wanderlaune nicht verderben und mit geschnürten Wanderschuhen erwandern wir am nächsten Morgen nach empfindlich-kalter Nacht mit 0°C die herrliche Umgebung unter tiefblauem Himmel.

 

Kalamata hat uns wieder: Mit traumhaftem Blick von oben rollen wir wieder zu unserer „2. Heimat“ 😉 und organisieren alles Nötige.

 

Nächstes Ziel bis zu den Reparaturen ist Agios Floros: Hier entspringt der Pamisos aus dem Nichts: Kristallklares Quellwasser en masse wird uns versprochen und auf gehalten: An einem lauschigen Plätzchen verweilen wir und lassen die Seele baumeln…

 

 

Das Baden im quellwassergespeisten Fluss wird schnell zur Mutprobe- für alle! Die nahen Froschkonzerte kündigen nicht nur den Frühling an, sondern sorgen auch für eine musikalische Nachtunterhaltung.

 

Da es dem griechischen Gesetz nach bis Ende März erlaubt ist, offene Feuer zu machen um die sehr zahlreich anfallenden Ölivenäste zu verbrennen, wird dies überall im Land ausgiebig gemacht: Überall ziehen zu allen Tageszeiten Rauchschwaden aud den Olivenhainen empor. Doch nicht nur Olivenholzfeuer sind allenthalben zu entdecken: Selbst Uferböschungen oder Wegränder müssen aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen der Feuerbrunst weichen- so auch in direkter Nähe zu unserem Standplatz: Ein nicht zu unterschätzendes Feuer kommt recht deutlich auf uns zu. Klar, dass die Kinder sich dieses aus der Nähe (und doch mit schützendem Wasserkanal dazwischen) anschauen möchten.

 

Die Zeit fliegt dahin und unser Werkstatttermin naht. In kurzer Zeit wird der Simmerring getauscht und unsere beiden Hündinnen werden beim Tierarzt vorstellig um das benötigte Blut für die Titer-Bestimmung (ja, genau: EU-Außengrenze) abzugeben. Alles läuft wie geschmiert und wir beziehen Quartier in Kalamata- ziehen wir doch die nächsten Tage in ein wunderschönes und traumhaft gelegenes Häuschen ein…

 

Abpfiff, das Spiel ist gelaufen: Gemeint ist das spontane Freundschaftsspiel zwischen einer Gruppe buntgemischter griechischer Jugendlicher und Jonas, Moritz & Ronja: Sie haben ihre jeweiligen Mannschaften sehr tatkräftig und erfolgreich unterstützt.

 

Wir ziehen ins Traumhaus ein und genießen einen Blick über das tief unter uns liegende Kalamata und schwelgen in Träumen…

 

Auf der Terrasse wird gefrühstückt, haben wir doch frühlingshafte Temperaturen. Weiter warten wir auf unseren Ladebooster, ohne welchen wir nicht Richtung Türkei aufbrechen wollen.

 

Nutzen tun wir diese zeit, um Jonas Traumauto zu finden- möchte er doch Anfang Juni mit Hannes und Hund Nr. 3, der „Cora“, als Vorhut mit der Fähre das Abenteuer „Autokauf und Überführungsfahrt“ meistern.

 

Nach gefühlt vierundreißigtausendeinhundertelf Telefonaten wird es langsam konkret und wir fahren per Mietwagen nach Athen…

 

 

 

Autos, schlaflose Nächte, Revoluzzer und Skorpione

 

 

Da diese Zeit des Sesshaftseins von wenig Erwähnenswertem geprägt ist, geht es in diesem Blog weiter, wenn wir Richtung Türkei aufbrechen werden.

So, da es ja bekanntlich immer anders kommt als geplant, haben wir auch in diesem Fall erneut die Möglichkeit, uns im ZEN-Buddismus (d.h. unter anderem das Annehmen des Momentes) zu üben: Unsere Abfahrt Richtung Türkei verzögert sich…

 

Wo waren wir denn stehengeblieben… ja richtig: Unser Autokaufausflug nach Athen! Dieser verlief reibungslos und ohne lockdownbedingte Polizeikontrolle. Die Auswahl des Fahrzeuges von Jonas war auch recht klar und die Qual der Wahl ist auf einen Mercedes-Benz W115/8 von 1970 gefallen.

 

Schnell war klar, dass die Formalitäten mit der Umschreibung und somit auch der Fahrzeugübergabe 2 Wochen hinziehen würden. Suuuuper… 🙄.

In der Zwischenzeit haben wir die Gelegenheit, einen der wichtigsten nationalen Feiertage mitzuerleben: Den 25.3.2021, den Tag der Revolution, welcher sich just in diesem Jahr zum 200. mal jährt.

Im Jahre 1821 begann die Auflehnung der Griechen gegen die Osmanen, welche große Teile von Griechenland besetzt hielten, eben hier: In der Mani und hier in Kalamata, wo die Waffen der Revolutionäre gesegnet wurden – scheinbar sehr erfolgreich, wie uns die Geschichte ja bewiesen hat.

 

An diesem Tag ist das gesamte Land in blau-weiße Farben gehüllt und die Griechen feiern sich normalerweise mit Militärvorführungen, dem Steigen von Himmelslaternen, ausgelassenem Feiern und Paraden in historischen Kostümen – normalerweise eben.

 

Von größeren Menschenansammlungen wird natürlich abgesehen, aber an allen Ecken kann man griechische Fahnen erwerben, Himmelslaternen und Flugdrachen kaufen und extra Gebäck, welches an diesen historischen Tag erinnert.

 

Obwohl das Wetter an diesem Tag mittelprächtig und recht windig ist, können wir mehrere gen Himmel aufsteigende Himmelslaternen bewundern.

Also wurden die Pläne geändert (zum wievielten Male fragt ihr euch? Wir haben aufgehört zu zählen 😁…): Wir verlängern unseren Aufenthalt im Traumhaus und nutzen die Zeit, um die wundervolle Umgebung zu erwandern befinden wir uns doch inmitten des beginnenden Taygetos-Gebirges. Vorbei an blühenden Orchideen, prächtig duftenden Citruspflanzen und interessanten Insekten: So befinden sich auch immer mal wieder giftige Skorpione oder Hornvipern auf unseren Wegen.

 

Damit auch die Schule nicht zu kurz kommt (befinden sich die Mitschüler von Ronja & Moritz seit Monaten im Home-Schooling) werden immer mal wieder intensive Schulphasen eingebaut – mit wechselnder Begeisterung auf allen Seite.

 

Gleichzeitig ist damit verbunden, dass wir unser „missing dog“, Hannes` Chora, aus dem Shelter holen und somit gemeinsam diese in unser Mensch-Familien-Rudel zu integrieren. Und somit sei schon mal vorweg gesagt: Sie macht es super und Chora ist eine ganz ganz Liebe…

 

Das es sich weiter hinzieht, bis Jonas nach Athen fahren kann um seinen Benz in Händen bzw. unter seinem Allerwertesten zu haben, muss nicht separat erwähnt werden, oder? Wir sind halt in Griechenland: Slowly, slowly. Und seit Covid entzaubert wurde, ist es ein willkommener Grund, nun erst recht slowly, slowly, slowly zu machen.

 

A propos Covid: Die Situationsmeldung, welche wir immer wieder tagesaktuell aus Deutschland erhalten, macht uns alle äußerst nachdenklich und bedrückt: Freiheitsrechte? - „Was ist das?“ Meinungsfreiheit?- „Aber nicht doch…!“, Recht auf die eigene körperliche Unversehrtheit?-„Diskussionswürdig.“ Uns ist abwechselnd mal zum Heulen, zum Kopfschütteln oder zum Kotzen!

 

Man, man, man: Wir groß da die Lust ist, wieder nach Hause zurück zu kommen, muss hier ja wohl nicht separat genannt werden. Wir werden ab jetzt definitiv in ein Land zurückzukommen, welches wir so nicht verlassen haben und welches wir in der Form auch nicht wirklich akzeptieren: Ein Deutschland, in welchem per Handstreich (aus Berlin von Frau Merkel durchgepeitschtes neues Infektionsschutzgesetz) wichtige Grundprinzipien unserer Demokratie (Förderalismus, Verhältnismäßigkeit, juristische Überprüfbarkeit usw.) einfach und sang- und klanglos hinweg-gewischt wurden. Das macht uns aus der Ferne fassungslos und mehr als einmal überlegen wir dieswegen sogar, die weitere Reise abzubrechen um dagegen zu Farbe zu bekennen. Doch bis wir zu Hause wären (Reisetempo Gecko) und handlungsfähig (Quarantäne) wäre „der Käs`gegessen“ – und all diese Punkte sind es, welche uns wirkliche Angst machen. Große Angst - nicht der Rest…

 

Aber ihr lest ja diesen Bericht ja nicht nur, um zu wissen was wir so für tolle Dinge erleben, sondern eben auch, wie es uns geht- daher musste diese politische Innenschau einfach auch sein.

In solchen Momenten freue ich mich über unsere Unterstützung aus der fernen Heimat: Seien es die tollen Geschichten und Gedichte unseres unermüdlichen Bäcker Alex, die Bilder und Geschichten "vom Berg" durch unsere tollen Nachbarn oder unsere Eltern, welche uns brav dringend benötigte Pakete schicken und uns "den Rücken freihalten": Euch allen von ganzem Herzen ein Dankeschön ❤!

 

Ich habe mir die letzten Tage viele Gedanken über das Zurückkommen gemacht. Fast alle Langzeitreisende berichten davon, wie schwer es gewesen ist, wieder zu Hause anzukommen. Das es schwer werden würde, war zu erwarten. Das die Umstände sich aber so abzeichnen, wie sie sich abzeichnen, stellt uns vor große Herausforderungen - aber Jammern ist etwas anderes.

 

Auch wenn ich nicht für alle Reiseteilnehmer spreche, so ist bei mir zumindest der Reisehunger (erwartungs- bzw. befürchtungsgemäß) noch lange nicht gestillt und der Reiseblues schlägt immer mal wieder gnadenlos durch: Wie viele Tage nur noch…?

 

Die Tage zählen auch Jonas (etwas) und Hannes (etwas) mehr: Hannes, weil er sich sehr auf zu Hause freut mit seiner Chora und Jonas, bis er mit seinem Auto die erste richtig große Fahrt nach Hause machen kann; beide werden uns (geplant – ha, ha,ha) Anfang Mai verlassen, wenn wir hingegen toujour gen Norden über Athen und Thessaloniki nach Alexandropoulis an die türkische Grenze fahren werden.

 

Ach ja: Fahren. Selbst bei kleinen, aber ungemein wichtigen Fahrten mit unserem Truck kann es mal zu der ein oder anderen Spontanreparatur am Straßenrand kommen. Nicht, dass es wirklich dramatisch wäre: kostet halt etwas Zeit, aber mit dem richtigen Equipment bleibe ich als fahrender Bordmechaniker in Übung.

 

Unsere Überlegungen können nun auch endlich (nachdem der neue Ladebooster per DHL eingetroffen und selbstverständlich flugs verbaut wurde) in die Richtung gehen, den Mai & Juni in der Türkei zu verbringen und dann per Schwarzmeerfähre nach Odessa in der Ukraine überzusetzen. Von dort aus dann durch die Ukraine und Polen Richtung Heimat zu fahren. Aber was bedeutet schon Planung in der heutigen Zeit… 😎.

 

Den Mai und Juni in der Türkei zu verbringen“… ja, so hieß es noch zuletzt. Mittlerweile ist es Ende Mai und wir stecken unsere Füße nicht in die Wogen des Schwarzen Meeres sondern blickend auf das sich langsam erwachende Kalamata. Was ist passiert: Nichts! Und genau das war bzw. ist das Problem: The never ending story of Jonas Mercedes…

 

Nun, eigentlich sollte Jonas sein Fahrzeug 2 Wochen nach dem Kauf in Händen haben.Eigentlich. Doch da sich Jonas ausgerechnet in ein Auto Verguckt hat, welches dem Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt noch gar nicht persönlich gehört hat, es um eine Erbengemeinschaft geht und zu allem Überfluss natürlich die alle behördlichen Prozesse extrem in die Länge ziehende Coronap(l)andemie additiv hinzukommt, verzögert sich die Fahrzeugübergabe Woche um Woche, Monat um Monat.

 

Ende Mai ist Jonas schließlich des Wartens überdrüssig und der Deal wird einvernehmlich aufgelöst. Die Stimmung der Jungs ist entsprechend niedergeschlagen, heißt es von nun an doch, dass Jonas mit dem Flieger ALLEINE gen Deutschland düsen wird und wir mit allen Vierbeinern weiterreisen werden.

 

Somit können wir unser Abreisedatum aus dem schönen Kalamata schlussendlich festlegen und werden in wenigen Tagen die Reise gen Norden antreten. Freuen tun wir uns alle aus unterschiedlichen Gründen: Die Einen, weil es weitergeht, die Anderen, weil es langsam langsam Richtung Heimat geht und wieder Andere, weil es noch nicht nach Hause geht...

 

Abschied, Schakale und Korinthen

 

Der Abschied aus Kalamata fällt uns erwartungsgemäß schwer. Wir erklimmen erneut das Taygetosgebirge um an unserem (nahezu schon gewohnten) Wanderparkplatz die Kühle der griechischen Bergwälder noch zu genießen. Auf dem Weg dorthin entdecken wir neben der Straße noch eine Gruppe von Wildschweinen mit 12 Frischlingen; hoffen wir, dass diese uns bei unseren Spaziergängen unbehelligt lassen werden.

 

Da wir einige geruhsame Schnorcheltage noch einbauen möchten, bunkern wir in Sparta noch Lebensmittel und kurven durch die einsamen und nahezu menschenleeren Mittelgebirge Richtung Fokiano.

 

Auf einer Anhöhe entdecken wir mächtige neu erbaute Windräder. Wollten wir uns nicht schon immer mal solch ein Technikwunder bestaunen? Gesagt, getan: Die Staubstraße ist schnell erklommen und wir parken direkt unter solche einem Ungetüm. Mit seinen gigantischen Rotoren macht es ordentlich Geräusche; jetzt können wir sehr gut verstehen, dass es nicht nur Befürworter der Windparks gibt… .

 

Die letzten Kilometer zieht sich das schmale Asphaltband durch die Vegetation auf nahezu 700m, bevor sie kurz vor unserem Ziel steil auf Meereshöhe abfällt.

 

A propos „Asphaltband“: Auch wenn eine 13 Millionen (!!) teure EU-Subvention ein nahezu perfektes Asphaltband bereits seit mehreren Jahren in den schroffen Feld der Steilküste getrieben hat, so ist deren Ende (eben besagtes Fokiano) nach wie vor im Dornröschenschlaf: Einige wenige Camper, eine Taverne und eine Strandbar. That`s it! Diese und die wenigen griechischen Tagestouristen sind es, welche sich das fischreiche und kristallklare Wasser des Mittelmeeres hier teilen. Na ja, uns soll es recht sein.

 

Nach frisch gefangenem Fisch (richtig: Moritz entwickelt sich zu einem echten Anglerprofi) und schönen Schnorchelgängen zieht es uns nach zwei Tagen weiter gen Norden. Nächstes Ziel ist das Vogelschutzgebiet beim Vrasiotis-Fluss oberhalb von Leonidi. An traumhaftem einsamen Kies-Sand-Strand mit Blick auf den Burgberg von Paralia Astros entdecken wir zwar einige Haubenlerchen, doch von den Kuhreihern, Eisvögeln & Co ist weit und breit nicht zu sehen- wir scheinen zu einem gänzlich ungeschickten Zeitpunkt hier zu sein, denn die Welt der Ornithologie bleibt uns größtenteils verborgen. Macht aber nichts, da dieser Platz optimal zum Baumeln der Seele geeignet ist.

 

Nach ruhiger Nacht genießen wir das glasklare Wasser der seicht abfallenden Bucht, lassen die Hunde im Schatten dösen und machen ein ziemlich cooles (… doch da gehen die Meinungen ja bekanntlich auseinander) Familienvideo und packen langsam zusammen.

 

Auf unserer Rückfahrt sehen wir urplötzlich Goldschakale, welche sich an einem gerissenen Schaf laben. Schnell ist die Kamera gezückt und ein Schakal (wenigstens im Wegrennen) fotografiert.

 

Schnell positionieren wir uns in sicherer Entfernung mit Fernglas & Kamera- doch wahrscheinlich haben wir die Cleverness der Tiere einfach unterschätzt.

 

Weiter geht es über Argos (gerne denken wir an die eindrucksvolle Burg, welche über Argos hoch droben thront und uns in den vergangenen Jahren ein würdiges Nachtquartier bot) Richtung Korinth. Da wir durch die Zeltsituation nicht mehr ganz so einfach einen Stellplatz finden, übernachten wir in einem kleinen Wäldchen oberhalb von Nemea, einem der Zentren der Korinthenproduktion.

            

Athen, die Sache mit dem Benz und die Geier an der Grenze

            

Eine der größten Sehenswürdigkeiten überhaupt und eines der antiken Weltwunder: Erneut statten wir dem Kanal von Korinth einen Besuch ab. Fasziniert von der Geschichte, entdecken wir auch die deutschen Stellungen und Bunker, welche von der Wehrmacht im besetzten Griechenland erstellt wurden, um den strategisch wichtigen Kanal zu überwachen und zu schützen.

     

 

Der Kanal selber ist seit Monaten durch einen gewaltigen Felssturz unpassierbar und es sieht auch nicht so aus, als würde die griechische Regierung in der nächsten Zeit dies voluminöse Problem lösen.

 

Der Drohnenflug über den Kanal wird zum beinahen Totalausfall der Drohne, da diese erstmals kurz nach dem Start mit voller Geschwindigkeit ein Eigenleben beginnt und mit Glück an den Pfeilern der Brücke vorbei saust.    

 

Wir fahren weiter nach Athen, wo uns unser liebgewordener Freund Elias abholt zu Jonas und meinem Date: In letzter Minute ist ein neuer Mercedes zum Verkaufen aufgeploppt und dieser liegt zufällig (ha,ha,ha! Wer glaubt denn tatsächlich an Zufälle…??) direkt auf unserer Strecke.

 

Beim Abstellen des Geckos zickt der Schlüssel und die Zündung möchte nur mit seeehr viel Überredungskunst ausgeschaltet werden.

 

Wie dem auch sei: Der Benz ist ein wahrer Traum und der Verkäufer sehr nett und seriös- da der Preis auch passt wird dieser also gekauft und der Deal ist perfekt. Das Hauptproblem, die Abmeldung und die Zollkennzeichen, folgt noch und ist eine andere Geschichte 😎.

    

 

Das Zündschlüsselproblem wird in der Nacht durch die Ferndiagnose von Stefan (Stefan, falls du dies lesen solltest: ICH DANKE DIR SO SEHR FÜR DEINE UNERMÜDLICHE HILFE!) auch schnell gelöst und wir übernachten im feuchten Bergnadelwald in der Nähe von Vilia.    

 

Wir durchqueren die topfebene und 250km² große fruchtbare Kopais-Ebene, welche durch eine rege landwirtschaftliche Tätigkeit geprägt ist und machen Stopp in Orhomenos: Hier finden wir das Schatzhaus des Minyas. Angeblich das Königsgrab des sagenumwobenen Königs Minyas.    

 

Sehr interessant gerade für uns Deutsche ist die benachbarte Koimesis-Kirche aus dem Jahr 873. Das Schicksal der Kirche schien bereits 1943 besiegelt, als Panzer der Wehrmacht ihre Kanonen auf die Kirche gerichtet hatten, um die dort hinein geflüchteten Partisanen zu bekämpfen.Es entlud sich aber ein gewaltiges Unwetter, welches selbst den Ketten der Panzer sehr zusetzte; gleichzeitig wollen mehrere Personen die Jungfrau Maria über der Kirche gesehen haben, so dass die Panzer mühsam und ohne einen Schuss abzufeuern sich aus dem tiefen Morast befreiten und abzogen.    

 

Der nächste Tag wird geprägt von einer 400 Kilometerfahrt weiter Richtung Thessaloniki, da Jonas seinen Abflug zwar vor Augen hat, parallel aber tütchtig versucht , das nahezu Unmögliche doch noch möglich zu machen und „in letzter Minute“ die so lange sehnsüchtig erwarteten Zollkennzeichen für die Heimfahrt zusammen mit Hannes & den beiden Hunden so zu ermöglichen.

 

Ach ja, mein heutiger 46. Geburtstag ist auch noch, doch dies ist wirklich nur am Rande. Einen sicheren und sehr idylisch ruhigen Platz um einen Pausentag einzulegen finden wir unterhalb von Thessaloniki, so dass wir die nächsten Tage entspannt angehen können.

 

Naja, ganz so entspannt ist es nun doch nicht, da der Papierkram in Athen unerwartet zügig vonstatten geht, so dass Jonas seinen Heimflug umbucht und somit noch 3 Tage mehr Luft nach hinten.

 

Jetzt kommt unser Freund Theo ins Spiel, welchen ich bei meinen Kurztrips der letzten Jahre nach Thessaloniki kennengelernt hatte und sich der Sache „Zollpapiere für Jonas Mercedes“ gerne annimmt.    

 

Wir brechen also auf nach Thessaloniki um Theo zu besuchen. Vorher machen wir noch einen Stopp an einem Salzwerk, an welchem nicht nur köstliches Meersalz mit der Sonnenkraft sich zu Bergen häuft, sondern auch hunderte von rosa Flamingos in den flachen Salzlagunen sich tummeln.    

 

Die Wiedersehensfreude bei Theo ist groß und wir machen fix einen Anschlusstermin für die nächsten Tage aus (da Samstag ist) – soll dem Gecko doch ein Paar Zusatzfedern spendiert werden, damit dieser mit der Hinterachse noch ungezwungener sich durch unwegsames Gelände verschränken kann (… oder ist es doch eher der Fahrer, der sich dies wünscht?).

 

Wir finden einen geschickten Platz, welcher fußläufig vom Zentrum entfernt ist, denn es ist Shopping-Time angesagt!

 

Das diese jedoch durch einen sintflutartigen Regen beinahe buchstäblich ins Wasser gefallen wäre, mag hier nur am Rande erwähnt sein.    

 

Bei unserer Stellplatzsuche sind wir zufällig (… da war doch etwas…) an einem SOS-Kinderheim vorbei gefahren, welchem wir die nächsten Tage noch einen Besuch abstatten möchten. Gesagt, getan: Dem SOS-Children`s Village nahe Thessaloniki statten wir einen Spontanbesuch ab und freuen uns, diesem eine Geldspende und Sachspenden für ihre wichtige Arbeit übergeben zu können. Beseelt von dieser Aktion schweben wir förmlich weiter.    

 

Nach dem Werkstattbesuch packt Jonas seine Sachen für den Flug. Wenige Minuten (!!!) vor dem Losfahren zum Airport kommt der erlösende und planändernde Telefonanruf von Theo, dass die Zollkennzeichen am nächsten Morgen fertig seien. Wir verrückt das Leben doch manchmal mit einem (vermeintlich) spielt…    

 

Somit wird flugs ein Flug für die Jungs gebucht, denn diese fliegen von Thessaloniki nach Athen um das Fahrzeug mit den frischen Kennzeichen zu überführen, während wir die Fähre nun für die 4 für die nächsten Tage buchen.   

 

Nach der durchfahrenen Nacht kommen die Jungs am frühen Morgen mit dem Prachtstück an und fallen in komatösen Schlaf. Nach dem Aufwachen aus diesem wird der Wagen noch gecheckt, ein neuer Service gemacht und auf nagelneue Reifen gestellt; somit kann das Fahrzeug zur großen Fahrt gepackt werden und ist somit startklar, die wertvolle Fracht sicher nach Hause zu transportieren.           

 

Kurz vor dem Aufbrechen feiern wir noch Jonas Geburtstag und danach trennen sich unter Tränen unsere Wege, da der kleine Benz Richtung Westen und somit letztendlich Richtung Deutschland aufbricht und der große Benz Richtung Osten neuen Abenteuern entgegen fährt… .    

 

Das erste dieser Abenteuer ist in Nord-Ost-Griechenland nahe Krinides: Die Schlammbäder. Anders als in den meisten „Schlammbädern“, wo man sich lediglich mit Heilschlamm beschmiert, badet man hier tatsächlich in diesem. Das wollen wir uns als geschrumpfte (😢) Reisegruppe natürlich nicht entgehen lassen und frönen dem süßen Müßiggang im Schlamm.

 

    

Unser nächster Spot ist weiter Richtung türkisch-bulgarischer Grenze, wollen wir doch zu diesem Zeitpunkt in wenigen Tagen die bulgarische Grenze überqueren: Das Nestos-Delta. Dieses Flussdelta, welches ursprüngliche bedeutend größer als die aktuelle Größe von 550 km2 war, ist aber eine Reise wert.

 

Wir finden einen traumhaften Stellplatz inmitten des Auwaldes an einem der Seitenarme und erleben ein Vogelkonzert, wie ich es außerhalb der Tropen noch nicht erlebt habe. Ein Traum – leider mit unzähligen Mücken, welche uns auch nach einem tag auch diesen ort wieder verlassen lassen. Doch es bleibt sehr naturnah:

 

Nämlich mit dem Dadia Nationalpark. Hier ist der einzige Ort, an dem man alle 4 der in Europa vorkommenden Geierarten beobachten kann, da es hier einen Beobachtungsstand dafür gibt. Also nichts wie hin. Wir sind 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt und als das nächste Hinweisschild mit der Aufschrift „Turkey“ auftaucht, traue ich die Frage zu verbalisieren, warum wir eigentlich nicht doch in die Türkei fahren sollten und Istanbul einen Besuch abstatten.

 

Ein interessanter Gedanke, welcher schnell Gestalt annimmt…

 

Im Dadiawald angekommen, campen wir auf dem Parkplatz des Visitorcenters (welcher natürlich schon geschlossen hat). Kurzerhand wandern Moritz und ich mit Butterfly und Fernglas ausgerüstet die gut einstündige Wanderung zur (offiziell) geschlossenen Geierbeobachtungswarte und genießen bei langsam untergehender Sonne, in himmlischer Ruhe und alleine 4 Geier zu beobachten. Ich sage nur: Mut wird belohnt. Immer!

 

Das Glück, welches uns am Abend hold war, ist uns allen am frühen nächsten Morgen leider nicht mehr wohlgesonnen: Obwohl wir lange vor dem Öffnen (diesmal bei aufgehender Sonne) an besagten Ort gewandert sind, sehen wir nur kurz einen Geier. Schade!

    

 

Unsere Pläne, die bulgarische Grenze zu überqueren, werden ad acta gelegt und wir brausen mit einer gehörigen Portion Reisefieber nach 258 Tagen, welche wir im wunderschönen Griechenland verbringen durften, in die Türkei – Merhaba Türkei!